Vielfalt im Frühsommer
Was man in den kommenden Tagen und Wochen in Böhmen und Mähren erleben kann
26. 6. 2014 - Text: Marcus Hundt, Franziska Neudert
Internationales Folklorefestival in Strážnice
Am letzten Juni-Wochenende wird im südmährischen Strážnice das Internationale Folklorefestival ausgetragen. Was im Jahr 1946 eher beschaulich begann, ist inzwischen eines der größten in ganz Europa – im vorigen Jahr kamen über 22.000 Gäste in die nur 5.600 Einwohner zählende Kleinstadt. Dort werden vom 27. bis 29. Juni nicht nur Volkslieder, Tänze und Trachten aus Böhmen und Mähren präsentiert, sondern auch aus Südosteuropa und Asien. Eingeladen sind Ensembles aus Albanien, Indonesien, Kasachstan und Russland.
Auf das größte Interesse wird laut den Veranstaltern der Wettbewerb stoßen, bei dem der beste Tänzer des sogenannten „Verbuňk“ gesucht wird. Seit dem Jahr 2005 gehört der Volkstanz aus der Mährischen Slowakei (Slovácko) zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Ursprünglich wurde er von jungen Männern kurz vor deren Einberufung zum Wehrdienst getanzt; zum einen um damit den Mädchen zu imponieren, zum anderen um zu demonstrieren, dass sie den anstehenden Aufgaben gewachsen sind. Der „Verbuňk“ ist an keine feste Choreographie gebunden und wird meist zu Zimbal- oder Blasmusik getanzt. „Der Wettbewerb hat eine einzigartige Atmosphäre“, verspricht Mitveranstalter Petr Horehleď. Insgesamt wollen 45 Tänzer um die Gunst der Jury und des Publikums werben
MFF Strážnice 2014, unterschiedliche Veranstaltungsorte, Freitag bis Sonntag, 27. bis 29. Juni, www.nulk.cz
Ritterspiele und Gauklerei auf Burg Pernštejn
Eine der schönsten Burgen Mährens verwandelt sich am kommenden Wochenende zur Kulisse für die ritterlichen „Festspiele der Pernsteiner Herrschaft“ („Slavností pernštejnského panství“): Auf Burg Pernštejn und in der nahegelegenen Gemeinde Nedvědice erinnern Folklore-Konzerte, Tanz- und Theateraufführungen sowie Spiele und Bastelaktionen für Kinder an das mährische Adelsgeschlecht, das die Burg einst bewohnte.
Ein festlicher Umzug, angeführt von Wilhelm II. von Pernstein, führt Besucher zum Ritterturnier auf die märchenhafte Renaissance-Festung. Dort lassen Fechter, Jongleure, Handwerker und Gaukler auf einem historischen Jahrmarkt vergangene Zeiten wieder aufleben. Auch Ortschaften in der Umgebung beteiligen sich mit Ausstellungen, Vorträgen und Konzerten an den Festspielen.
Slavnosti pernštejnského panství, Hrad Pernštejn und Nedvědice, Samstag und Sonntag, 5. und 6. Juli, www.hrad-pernstejn.eu
Inszenierung der Schlacht bei Trautenau
„Zwei großartige Siege haben wir im Jahre 1866 über die Preußen errungen, und zwar einen bei Trautenau und einen bei Lippa, beide ohne Zündnadelgewehr gegen diese furchtbare Waffe. Sie werden uns unvergängliche und unter den vielen schönen, vielleicht die schönsten Lorbeerreiser sein.“ Die „Österreichische militärische Zeitschrift“ feierte noch zwei Jahre nach diesen Schlachten die Leistungen der Truppen von General Ludwig Karl Wilhelm von Gablenz.
Mehr Siege als die am Fuße des Riesengebirges konnten die Österreicher im sogenannten Deutschen Bruderkrieg jedoch nicht erringen. Auch den zweiten von drei Einigungskriegen konnten Preußen und seine Verbündeten – dank der gewonnenen Schlacht bei Königgrätz – für sich entscheiden; ein weiterer Grundstein für die deutsche Reichsgründung am 18. Januar 1871 war gelegt. An den Verlauf der Schlacht bei Trautenau, an der angeblich mehr als 65.000 Soldaten gegeneinander kämpften und die mit einem Rückzug der unvorbereiteten Preußen in die Berge endete, erinnern am Samstag, 28. Juni hunderte Schauspieler.
Preußische und österreichische Kavallerie treffen in der Nähe des 1868 eingeweihten Gablenz-Denkmals noch einmal aufeinander. Eröffnet wird das Schauspiel um 10 Uhr auf dem Rübezahlplatz (Krakonošovo náměstí) in Trautenau (Trutnov), die eigentliche Inszenierung beginnt um 11.30 Uhr auf dem anderthalb Kilometer vom Zentrum entfernten Schlachtfeld am Galgenberg (Šibeník). Abgerundet wird das bis 17 Uhr andauernde Programm mit Live-Musik und „authentischer Feldküche“.
Tag der offenen Weinkeller in Velké Pavlovice
Wer am ersten Juliwochenende in der südmährischen Weinstadt Velké Pavlovice unterwegs ist, wird dort auf offene Türen stoßen. Beim Fest der „Aprikosenernte“ („Meruňkobraní“) präsentieren die Winzer ab den späten Nachmittagsstunden ihre Weine und laden zu Verkostungen ein. Frische Aprikosen sind ebenso leicht zu finden wie die daraus gebrannten Schnäpse und Liköre, die man am besten am Abend bei melodischer Zimbalmusik und um Mitternacht beim großen Feuerwerk genießen kann.
Meruňkobraní, Velké Pavlovice, Freitag bis Sonntag, 4. bis 6. Juli, www.vinozvelkychpavlovic.cz
Gulaschfest in Valašské Meziříčí
In der mährischen Kleinstadt Valašské Meziříčí, zwischen Ostrava und Zlín gelegen, geht es beim „Gulaschfest“ Mitte Juli ganz schön deftig zu. Ursprünglich ein Eintopf der Magyaren ist der Gulasch mittlerweile auch aus der tschechischen Küche nicht mehr wegzudenken.
Wie unterschiedlich man ihn zubereiten kann, erfährt man hierzulande wohl nirgends besser als beim „Gulaschfest“ am Fußballstadion von Valašské Meziříčí, wenn aus über 800 Kilogramm Fleisch, 250 Kilogramm Zwiebeln und 75 Kilogramm Gewürzen mehr als 30 Gerichte entstehen.
Der Eintritt von 80 Kronen (vor 16 Uhr ist der Eintritt frei, Gulasch-Gerichte kosten zwischen 65 und 95 Kronen) gilt für alle drei Veranstaltungstage und bezieht sich vor allem auf das Musikprogramm, das erst gegen Mitternacht endet. Unter anderem treten Iné Kafe (Punkrock aus der Slowakei), Fleret (Folkrock), Lake Malawi (Pop) und mehrere Revival-Bands auf.
Gulášfest 2014, Valašské Meziřičí (Letní fotbalový stadion, Žerotinova 736), Donnerstag bis Samstag, 17. bis 19. Juli, jeweils ab 10 Uhr, www.gulasfest.cz
Sommerfrische in der Steiermark
An der Blutigen Straße