Revolution auf dem Mobilfunkmarkt

Revolution auf dem Mobilfunkmarkt

Die drei bestehenden Anbieter trumpfen auf mit Billigangeboten. ČEZ plant Markteinstieg

18. 4. 2013 - Text: Ivan DramlitschText: Ivan Dramlitsch; Foto: Robert Müller/pixelio

Der tschechische Mobilfunkmarkt ist heftig in Bewegung geraten. Mit Nachlässen von teilweise über 50 Prozent startete Telefónica vergangene Woche eine Aufsehen erregende Preisoffensive. Unbegrenztes Telefonieren, Smsen, sowie Surfen (bis 1 Gigabyte) kostet jetzt 749 Kronen (28,93 Euro) im Monat, zuvor waren es noch 1.900 Kronen (73,39 Euro). Telefónica-Chef Luis Malvido nannte den eigenen Schritt eine Revolution: „Es ist an der Zeit, die Regeln auf dem Mobilfunkmarkt zu verändern.“

Die Reaktion der Konkurrenz ließ nicht lange auf sich warten. Nur zwei Tage nach der Telefónica-Offensive präsentierten die beiden Konkurrenten ihre Flat-Pakete. Während T-Mobile die gleiche Dienstleistung zum selben Preis wie Telefónica anbietet, unterschritt Vodafone die 700-Kronen-Grenze und bietet eine monatliche „All-in-Flat“ für 691 Kronen (26,69 Euro) – allerdings mit einer Datenbegrenzung beim mobilen Internet von 600 Megabyte.

Günstige Handytarife
Die Preisrevolution kommt nicht gänzlich überraschend. Öffentlichkeit, Politik, aber auch die Regulierungsbehörde kritisieren seit langem die im europäischen Vergleich teuren tschechischen Handytarife. Ausschlaggebend für den aktuellen Preissturz ist wohl weniger eine plötzliche Einsicht angesichts überzogener Preise, sondern die in diesem Jahr anstehende zweite Versteigerungsrunde der LTE-Frequenzen. Die LTE-Technologie stellt den modernsten Übertragungsstandard dar und ermöglicht vor allem eine deutlich höhere Datenübertragungsgeschwindigkeit für Smartphones und Tablets. Mit der aggressiven Preispolitik soll offenbar der Einstieg eines neuen Mobilfunkbetreibers und potentiellen Konkurrenten erschwert werden. „Ein derart massiver Preisrückgang schmälert die Attraktivität des tschechischen Marktes für einen neuen Investor“, so Finanzanalyst Tibor Bokor vom Investmentunternehemn Wood & Company gegenüber der Zeitung „MF Dnes“. Die erste Versteigerungsrunde der LTE-Frequenzen war wegen überhöhter Angebote kürzlich gescheitert (die PZ berichtete). Einziger ernsthafter Bewerber neben den drei bestehenden Mobilfunkbetreibern ist PPF Mobile Service, eine Tochtergesellschaft des Finanzimperiums PPF von Milliardär Petr Kellner.

Noch mehr könnte die Branche der angekündigte Markteintritt mehrerer Mobilfunk-Wiederverkäufer aufmischen. Dabei handelt es sich um Anbieter ohne eigenes Netz. Besonders gespannt ist man auf das mögliche Engagement des Energiekonzerns ČEZ. „Solche Erwägungen gibt es, aber es ist noch viel zu früh für weitere Kommentare“, gab sich ČEZ-Vertriebschef Alan Svoboda zurückhaltend. Laut Berichten der Tageszeitung „Hospodářské noviny“ gilt der Mobilfunk-Einstieg des Energiekonzerns aber als sicher.

Bereits jetzt bietet ČEZ seinen Mitarbeitern sowie deren Familienangehörigen sehr günstige Handytarife. So bekommt man beispielsweise im Paket „ČEZ Standard“ 240 freie Gesprächsminuten inklusive hundert SMS für gerade einmal vier Euro monatlich. Insgesamt können rund 100.000 Menschen dieses Angebot nutzen. Eine Ausweitung des Mobilfunkangebots an alle wäre für ČEZ ein logischer Schritt, zumal man ein ideales Portfolio mitbringt, rund 3,5 Millionen Strom- und Gaskunden. Für sein Mobilfunkangebot nutzte der Konzern bisher die Dienste der Telefónica-Tochter Bonerix, die auf große Firmenkunden spezialisiert ist. Ob es bei dieser Zusammenarbeit bleibt, ist noch unklar. „Einen möglichen Partner suchen wir noch“, so ČEZ-Einkaufschefin Michaela Chaloupková. Neben ČEZ rechnen Branchenbeobachter in diesem Jahr noch mit mindestens zwei weiteren Neulingen im Mobilfunkmarkt: GTS und Tesco.