Weiter Streit um die D1
Nicht nur „Student Agency“-Chef Jančura kritisiert die Komplettsanierung
24. 4. 2013 - Text: Ivan DramlitschText: id/čtk; Foto: Wikipedia
Kommende Woche ist es soweit: Auf vier Teilstücken der Autobahn D1 beginnen die Renovierungsarbeiten. Sie markieren den Beginn einer umfassenden Sanierung dieser tschechischen Hauptverkehrsader. Betroffen ist der Abschnitt zwischen dem 21. Kilometer und dem 182. Kilometer, also nahezu die gesamte Strecke zwischen Prag und Brünn. Die Sanierungsarbeiten werden insgesamt etwa sechs Jahre dauern und schätzungsweise 14 Milliarden Kronen (ca. 560 Millionen Euro) kosten.
Renovierungsbedürftig ist die D1, deren Anfänge bis in das Jahr 1939 zurückreichen, bereits seit Jahren. Beschlossen wurde die Sanierung aber erst im Juni 2011, als auf einer der alten Betonplatten ein großer Riss entstand, der eine zehn Zentimeter hohe Stufe in der Fahrbahn zur Folge hatte. Die Reparatur musste mehrfach verschoben werden, da es immer wieder zu Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe gekommen ist.
„Nicht die beste Technologie“
Zwar verliefen die aktuellen Vergabeverfahren unter der neuen Leitung der staatlichen Autobahndirektion (RŠD) ungewohnt glatt und konfliktfrei. Dafür ist ein Streit über die Art und Weise der Sanierung entbrannt. Nach jetzigen Plänen wird der komplette Belag ausgetauscht, die Straße wird im Grunde neu gebaut. Dadurch ist es möglich EU-Mittel zu nutzen, was bei einer Teilreparatur nicht möglich wäre.
Zuletzt kritisierte Radim Jančura, Chef des Transportunternehmens „Student Agency“ die gewählte Vorgehensweise. Jančura bietet unter anderem Busverbindungen zwischen Prag und Brünn an und muss mit den nun beginnenden Arbeiten auf der D1 eine gravierende Verlängerung der Reisezeit zwischen beiden Städten befürchten. Damit würden seine Busse um einen entscheidenden Konkurrenzvorteil gegenüber der Tschechischen Bahn gebracht. „Wenn die Fassade renoviert werden muss, reiße ich nicht das ganze Haus ein“, sagte der Unternehmer dem Nachrichtenserver idnes.cz. Es reiche aus, die bestehende Straße mit neuen Asphaltschichten zu überziehen.
Auch der Straßenbauingenieur Jiří Petrák und der TU-Professor Bohuslav Novotný wiesen darauf hin, dass die sogenannte Fragmentierungsmethode schneller und preisgünstiger sei und bereits bei Autobahnsanierungen in den Jahren 1996 bis 1999 angewendet worden wäre. Diese Abschnitte seien auch nach 15 Jahren im besten Zustand. Auch die Verkehrsbauexperten František Luxemburk, Jan Valentin und Petr Mondschein äußerten Kritik: „Die gewählte Methode ist nicht die beste Technologie“, schrieben sie in einem Beitrag für die tschechische Fachzeitschrift „Straße und Eisenbahn“.
Schneller, einfacher, länger?
ŘSD-Chef David Čermák weist dies zurück. „Die unteren Schichten der Fahrbahn sind in einem sehr schlechten Zustand. Ohne deren Austausch ist jegliche Reparatur der Straßenoberfläche nur eine kurzfristige Lösung mit begrenzter Lebensdauer“, sagte er dem Internetmagazin „Česká pozice“. Auch Čermák beruft sich auf Fachleute wie beispielsweise den TU-Professor František Lehovec. Der Konflikt um die D1 ist teilweise zu einem akademischen Streit geraten. Zahlreiche von der Tageszeitung „MF Dnes“ angesprochene Chefs großer Baufirmen halten die Kritik jedoch für gerechtfertigt. Auch aus ihrer Sicht könnte die D1-Sanierung schneller, einfacher und billiger sein.
Bekenntnis zu Břeclav
Drastische Maßnahmen