Zeugen einer kosmischen Katastrophe
Ein neues Museum in Český Krumlov präsentiert weltweit einzigartige Moldavite
22. 5. 2013 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk
Nicht wenige mögen die Stücke für das Glas einer zweckentfremdeten Weinflasche halten. Tatsächlich aber handelt es sich um ein weltweit einzigartiges Material: Moldavit. Die grünen Glassteine mit ihrer außergewöhnlichen Gestalt zählen zum natürlichen Reichtum der Region um das südböhmische Besednice. In Český Krumlov wird ihnen nun ein eigenes Museum gewidmet.
Für Esoteriker dürften sie eine kleine Sensation sein, verdanken Moldavite ihre Entstehung doch extraterrestrischer Einwirkung. Nach heutiger Kenntnis entstanden die Glasobjekte vor etwa 15 Millionen Jahren beim Einschlag eines Meteoriten im sogenannten Nördlinger Ries in Süddeutschland. Durch die starke Erhitzung beim Aufprall des Himmelskörpers schmolz irdisches Material und wurde bis zu 400 Kilometer entfernt in das Gebiet der heutigen Tschechischen Republik geschleudert. Dabei kondensierte es zu Glas. Seinem Fundort am Oberlauf der Moldau entsprechend wurde es Moldavit benannt. Die Tektite sind überwiegend flaschengrün und durchsichtig – daher werden sie von Laien mitunter auch für gewöhnliches Flaschenglas gehalten. Von über 30.000 Exemplaren wurden die imposantesten Stücke ausgewählt. Sie sollen nun in der Unesco-Weltkulturerbe-Stadt präsentiert werden. Wie der Museumsleiter Vít Kršul bekanntgab, richtet sich die Ausstellung sowohl an Laien als auch an Fachpublikum. Seit mehreren Jahren bemühte sich Kršul mit dem Bürgerverein zur Gründung eines Moldavit-Museums um die Umsetzung des Projekts. Mithilfe von EU-Subventionen wird die Ausstellung nun Mitte Juni eröffnet.
Auf zwei Etagen erwarten Besucher interaktive Karten, Steinplatten zum Befühlen, Farbskalen, Informationstafeln über die Entstehung der tschechischen Rarität, eine elektronische Datenbank für Experten sowie unzählige Glasobjekte in bizarrsten Formen. Weitere bedeutende Moldavit-Sammlungen befinden sich in Týn nad Vltavou, Třebíč, im Mährischen Landesmuseum sowie im Nationalmuseum Prag.
„Markus von Liberec“
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