„Der Mitmachquatsch fällt im Ausland weg“
Die Punk-Legenden „Die Ärzte“ treten im Kulturzentrum Lucerna auf. Sänger Farin Urlaub im Interview
19. 6. 2013 - Interview: Stefan Welzel, Titelbild: Nela König (www.nelakoenig.com) / Hot Action Records, CC BY-SA 3.0
Sie gehören zu den erfolgreichsten Bands im deutschen Sprachraum: „Die Ärzte“ aus Berlin. Seit über 30 Jahren bereichern sie die Musikszene mit ihrem „Fun Punk“, der mit einer Mischung aus eingängigem Punkrock, verspieltem Genre-Hopping und satirischen Texten Fans in allen Altersgruppen zu begeistern vermag. Auf ihren Konzerten frönen 50-Jährige ihrer langjährigen Passion, immer neue Generationen von Jugendlichen kreischen an vorderster Front die Refrains mit. Bela (Schlagzeug/Gesang), Rod (Bass) und Farin (Gitarre/Gesang) füllen seit Jahrzehnten die großen Hallen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ab und zu wagen sich die drei Musiker aber auch ins fremdsprachige Ausland. Gegen Ende ihrer aktuellen „Das Comeback“-Tour spielen sie am 27. Juni in der tschechischen Hauptstadt. PZ-Redakteur Stefan Welzel sprach mit Farin Urlaub über alternde Rockstars, monatliche Blutwäschen und die Prager Kneipen-Subkultur.
Vor etwa eineinhalb Jahren habt Ihr eine längere Pause angekündigt – bis zur aktuellen Comeback-Tour. Ein PR-Trick oder könnt Ihr einfach nicht anders?
Farin Urlaub: Die „längere Pause“ wurde nicht von uns angekündigt, sondern war die Summe einiger Missverständnisse zwischen Band, Management und dem damaligen Fanclub. Die „Das Comeback-Tour“ bekam ihren Namen aufgrund der vielen Musiker, die sich verabschieden und es dann doch einfach nicht lassen können. Kam uns irgendwie bekannt vor. Im Moment macht es einfach zu viel Spaß, irgendwann werden wir uns aber sicherlich endgültig verabschieden – eventuell sogar für länger als drei Monate.
Ihr seid nicht mehr die Jüngsten. Wie kombiniert man das Rockstar-Leben und das ständige Touren mit dem Erhalt jugendlicher Energie?
Urlaub: Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, aber vielleicht hilft das instinktive Verreisen ja. Oder die monatliche Blutwäsche? Ich möchte auf keinen Fall Berufsjugendlicher sein oder werden. Man darf mir und uns das Alter gerne ansehen und -hören.
Ihr positioniert euch politisch nach wie vor als linke Punks. Auf der anderen Seite gehört ihr zu den kommerziell erfolgreichsten deutschen Bands. Gibt es da auch mal Anfeindungen von alten Weggefährten, wenn Ihr zu Hause in Berlin um die Häuser zieht?
Urlaub: Nein, gar nicht. Da kommt eigentlich nur Freude auf. Vor allem, wenn wir einladen. Wir kennen uns ja alle von früher, das ist dann eher ein gemütliches Veteranentreffen.
Eure Kunst lebt auch und vor allem von den deutschen Texten. Ab und an zieht es Euch aber – wie nun jetzt nach Prag – auch ins fremdsprachige Ausland. Wie funktionieren diese Auftritte?
Urlaub: Beim Sziget-Festival waren wir vor einigen Jahren überrascht, wie viele Ungarn unsere Texte phonetisch mitsingen konnten, es scheint auch einige Übersetzungs-Websites zu geben. Die angesprochenen Konzerte sind dann notgedrungen musiklastiger, was total Spaß macht. Der ganze Mitmachquatsch fällt weitgehend weg. „The International Language of Rock“ halt.
Wie steht es um Eure Beziehung zur Stadt Prag? Gibt es etwas, dass Euch besonders gefällt und anzieht?
Urlaub: Ich war in den späten siebziger Jahren mal dort und fasziniert von der Kneipen-Subkultur. Das war spannend, auch ohne mitzutrinken. Heute ziehen mich vor allem Architektur und Historie an. Ein Fenstersturz würde auch in Deutschland dem einen oder anderen Politiker gut stehen, finde ich.
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