Mobilfunk in Tschechien wird erschwinglich

Mobilfunk in Tschechien wird erschwinglich

Neue Billiganbieter richten sich vor allem an Wenigtelefonierer

26. 6. 2013 - Text: PZ

Seit Monaten geht es hoch her auf dem tschechischen Mobilfunkmarkt. Im Frühjahr erreichte der Preiskampf zwischen den großen Mobilfunkanbietern seinen Höhepunkt. Die O2-Tochter „Telefónica“ senkte den Preis für unbegrenztes Telefonieren, SMSen und Surfen um unglaubliche 60 Prozent auf 749 Kronen (rund 29 Euro) pro Monat. Zuvor zahlte man 1.900 Kronen. T-Mobile zog prompt nach und bot die Flatrate für den gleichen Preis an. Vodafone reagierte ebenfalls und senkte den Preis für die „All-in-Flat“ auf unter 700 Kronen.

Der Konkurrenzkampf der Anbieter bringt den Mobilfunkkunden nun große Ersparnisse. Allerdings hatten Menschen, die nur gelegentlich telefonieren, bislang wenig davon. Das könnte sich jetzt ändern. Innerhalb eines Monats sind mit „99mobile“, „Mobil.cz“, „Tesco Mobile“ und „Ha-loo“ vier virtuelle Anbieter auf den Markt gekommen, die sich an Wenignutzer richten. Virtuelle Mobilfunkanbieter sind Unternehmen, die über kein eigenes Mobilfunknetz verfügen und daher auf das Netz größerer Mobilfunkunternehmen zurückgreifen. Meist bieten sie günstige Tarife für Wenigtelefonierer an.

SIM-Karte im Supermarkt
Tesco Mobile ist zur Zeit in fünf weiteren Ländern aktiv und hat in Großbritannien bereits über drei Millionen Kunden. Tschechische Klienten empfangen ihre Anrufe über das Netz von O2. Wer beispielsweise vorher an die teuren Prepaid-Preise von Vodafone gewohnt war, wo er 7,50 Kronen pro Minute (29 Cent) in fremde Netze und 3 Kronen (12 Cent) ins eigene zahlte, spart mit einem Wechsel zu Tesco Mobile viel Geld. Mit dem Grundtarif von Tesco Mobile kann man für 1,50 Kronen pro Minute telefonieren, in fremde Netze für 2,90 Kronen (11 Cent). Für eine SMS zahlt man 1,50 Kronen. Für Kunden die öfter telefonieren, bietet Tesco das Clubcard-Paket für 300 Kronen an. Dieses Angebot lohnt sich jedoch vor allem für Personen, deren Bekannte ebenfalls Tesco Mobile verwenden. Internetpakete lassen sich ab 150 Kronen hinzubuchen. Preislich punktet Tesco aber nur im Vergleich zu den großen Anbietern. Von den drei neuen ist er der teuerste. Tescos Vorteil: Man hat schon einen Namen als Supermarkt. SIM-Karten erhält man in jedem Tesco-Markt. Damit bietet man etwas, was andere virtuelle Anbieter nicht haben: einen persönlichen Ansprechpartner.

Warten auf eine Mail
Dass die Kommunikation mit einem Anbieter, der nur im Internet präsent ist, Probleme bereiten kann, musste Kristina K. erfahren. Kürzlich wechselte sie zum Prepaid-Anbieter Mobil.cz. Da zahlt sie nur 2,50 Kronen pro Gesprächsminute und surft nach jedem Aufladen 30 Tage umsonst im Internet. „Mein Internetzugang funktionierte nicht“, berichtet sie. „Und da der Anbieter kein eigenes Geschäft hat, muss man entweder eine Service-Hotline für 20 Kronen anrufen oder das Problem per E-Mail schildern.“ Erst nach mehreren Tagen erhielt sie eine Antwort auf ihre Mail, in der sie erfuhr, dass der gebuchte Tarif nicht mit ihrem BlackBerry kompatibel ist. Kunden sollten sich vor einem Anbieterwechsel genau beim Händler informieren, denn so unkompliziert, wie die virtuellen Anbieter ihre Angebote darstellen, sind diese nicht immer.

Erst recht gilt das bei Vertragsangeboten, wie sie zum Beispiel „99mobile“, seit 31. Mai auf dem Markt, führt. Zielgruppe sind Nutzer, die monatlich weniger als 500 Kronen für Mobilfunkdienste ausgeben. Zur Auswahl stehen vier Tarife. Der günstigste, mit 10 Freiminuten, kostet lediglich 49 Kronen monatlich. Der Tarif für Mehrtelefonierer, mit 400 Freiminuten, kostet 399 Kronen (15,44 Euro). Da Internettarife sehr günstig hinzugebucht werden können, dürfte das Angebot von 99mobile tatsächlich für einen Großteil der Nutzer attraktiv sein. Denn der Anbieter ist nicht nur eine Option für Wenignutzer, sondern auch für Kunden die gern im Internet surfen, aber keine teure All-in-Flat bei einem der großen Mobilfunkanbieter nutzen möchten. Nach eigenen Angaben will „99mobile“ vor allem mit Verständlichkeit, Übersichtlichkeit und Einfachheit punkten. Der Vertragsabschluss bleibt jedoch nicht ohne Hürden: Neukunden müssen dem Anbieter zunächst nachweisen, dass sie zahlungsfähig sind.

Der König beim Preis-Dumping ist „Ha-loo“. Der Billiganbieter zahlt dem Kunden sogar Geld fürs Telefonieren. Bei eingehenden Anrufen werden dem Nutzer fünf Heller pro Minute gutgeschrieben. Diese günstigen Preise lassen sich jedoch nur durch eine Grundgebühr von 45 Kronen finanzieren. Pro Gesprächsminute zahlt man ein bis zwei Kronen, tagsüber sogar nur eine halbe Krone.

Abzuwarten bleibt, ob alle Anbieter den Preiskampf überstehen werden.

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