Weit unter Wert
Die Werkszentrale des einstigen Textilgiganten OP Prostějov steht zum Verkauf. Das Interesse hält sich in Grenzen
7. 8. 2013 - Text: Ivan DramlitschText: id/čtk; Foto: permak
Es war einmal einer der größten Arbeitgeber des Landes, heute gleicht das Werksgelände des einstigen Textilunternehmens OP Prostějov (Oděvní podnik, auf Deutsch: Textilunternehmen) einer Geisterstadt. Und es ist fraglich, ob sich das so schnell ändern wird. Lediglich ein einziger potentieller Käufer meldete Interesse an der Immobilie an, er bietet 25 Millionen Kronen (etwa eine Million Euro). Laut Gutachten beträgt der Wert jedoch rund 180 Millionen Kronen. Ob Konkursverwalter und Gläubiger einem Verkauf unter diesen Bedingungen zustimmen, bleibt vorerst offen.
Die Geschichte der Textilverarbeitung im mährischen Prostějov reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Das Vorläuferunternehmen von OP Prostějov wurde 1858 gegründet und erlebte in der Zwischenkriegszeit eine goldene Ära. Nach dem Krieg wurde das Unternehmen verstaatlicht, in den fünfziger Jahren entstand durch Betriebszusammenlegungen schließlich der Textilgigant OP Prostějov, der zeitweise bis zu 10.000 Mitarbeiter beschäftigte. Missmanagement führte den in den Neunzigern privatisierten Betrieb in die Krise und 2010 schließlich in den Bankrott. Unterm Strich blieben über 500 Gläubiger und über zwei Milliarden Kronen Schulden.
Schwierig zu nutzen
Dass an der riesigen Werkszentrale, die über zahlreiche Produktions-, Verwaltungs- und Lagergebäude sowie ein eigenes Wasser- und Heizkraftwerk verfügt, offenbar kaum Interesse besteht, ist vor allem für die Gläubiger eine schlechte Nachricht. Bisher ist es der Konkursverwalterin gelungen, durch die Veräußerung von diversen Außenbetrieben 200 Millionen Kronen einzunehmen. Durch den Verkauf der Werkszentrale erhoffte man sich noch einmal die gleiche Summe. Angesichts des niedrigen Gebotes gibt man sich nun zurückhaltend: „Jetzt muss die Entscheidung des Gläubigerausschusses abgewartet werden“, so Konkursverwalterin Miloslava Horská. Die Bank Česká spořitelna als größter Gläubiger will sich mit der Summe offenbar nicht zufrieden geben: „In Zusammenarbeit mit der Konkursverwalterin erwägen wir alternative Formen des Verkaufs“, ließ die Bank über ihren Sprecher Marek Pšeničný mitteilen.
Dass der Verkauf des sehr großen Areals nicht einfach werden würde, war den Beteiligten allerdings klar: „Die Nutzung der Immobilie ist problematisch. Wir versuchen, potentiellen Interessenten die Arbeit zu erleichtern und bieten ihnen direkt eine komplexe Lösung an“, sagte Václav Kovář von der Immobilien-Beratungsgesellschaft Knight Frank der Zeitung „Hospodářské noviny“ im Vorfeld des Verkaufs. Deshalb ließ das Unternehmen ein architektonisches Nutzungskonzept erarbeiten, das auch eine mögliche Aufteilung des Geländes vorsieht.
Alte Größe bleibt unerreicht
Die Stadt Prostějov hat keine Möglichkeit, in den Verkaufsprozess einzugreifen, ist jedoch an einer erfolgreichen Veräußerung sehr interessiert. „Für Prostějov ist es wichtig, dass Investoren kommen, die das Gelände wiederbeleben und Arbeitsplätze schaffen. Es ist aber klar, dass die ehemaligen Größenordnungen nie wieder erreicht werden“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Jiří Pospíšil gegenüber dem Nachrichtenserver „idnes.cz“. Ein Kauf durch die Stadt käme allerdings nicht in Frage. „Das Gelände ist einfach zu groß, viele Gebäude müssten zudem abgerissen werden, dafür fehlt der Stadt schlicht das Geld“, so Pospíšil.
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