Pulverturm: Endlich neue Köpfe
Wer macht’s also? Deutsche Kommentatoren sind sich einig: Wenn in Tschechien Ende Oktober neu gewählt wird, genügt ein einfacher Regierungswechsel nicht mehr. Die „Frankfurter Rundschau“ mahnt, dass das Land in jedem Fall neue, glaubwürdige und unverbrauchte Gesichter benötigt.
28. 8. 2013 - Text: Klaus HanischText: khan
Wie das von Lukáš Nový. Der Piraten-Politiker bekennt sich zum Glauben an das „fliegende Spaghetti-Monster“. Deshalb ließ er ein Passbild mit einem Nudelsieb auf seinem Kopf anfertigen. Die Brünner Stadtverwaltung klebte es bedenkenlos in seinen neuen Personalausweis, doch das Prager Innenministerium entstempelte das Dokument wieder. Eine Kopfbedeckung aus religiösen Gründen sei zwar zulässig, Pasta-Fanatismus aber keine anerkannte Glaubensgemeinschaft, hieß es. Dabei brächte Nový deutlich mehr Geschmack in das politische Ränke-Spiel, in dem es derzeit nur „Geschmäckle“ rund um die Prager Burg gibt.
Bessere Chancen auf das Amt des Premiers hat Petr Ditrich, der Präsident des tschechischen Baseballverbandes. Er holte die EM in seiner Sportart fürs nächste Jahr nach Tschechien. Fraglos ein politischer Coup. Bisher wussten nur ein paar Exoten, dass in Tschechien überhaupt Baseball gespielt wird. Und etwas mehr Sportlichkeit stünde dem politischen Handeln in Tschechien sehr gut zu Gesicht.
Schwer einzuschätzen sind die Aussichten von Alois Nebel. Seine Heimat ist das Altvatergebirge, ein Gebiet voller Einzelgänger und Wölfe. Ideale Voraussetzung, um sich im Dschungel tschechischer Parteien und Lobbyisten zurechtzufinden. Der Held aus Jaroslav Rudiš’s Graphic Novel ist in Tschechien längst Kult. Vor kurzem ist in Deutschland bereits das zweite Buch im Comicformat erschienen. Für Alois Nebel trotzdem kein Vorteil. Komiker gibt es in der Politik seiner Heimat schon jetzt mehr als genug.
„Wie 1938“
„Unterdurchschnittlich regiert“