Durchwachsener Herbst
Tschechiens Tennispieler und ihre Bilanz beim Saison-Abschluss
7. 11. 2013 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: Tomáš Berdych (Carine06)
Vielleicht wurde man als Fan des tschechischen Tennis in der jüngsten Vergangenheit zu sehr verwöhnt. Vor allem stets gegen Saisonende hin. Gleich beide Team-Wettbewerbe, also der Davis Cup bei den Herren sowie der Fed Cup bei den Damen, gingen im November 2012 an die Tschechische Republik. Ein historischer Triumph. Im Einzel qualifizieren sich Tomáš Berdych und Petra Kvitová seit Jahren regelmäßig für die ATP World Tour Finals (früher als „Masters“ bekannt) beziehungsweise die WTA Championships, den Saison-Finalturnieren mit den jeweils acht besten Tennisspielern der vergangenen zehn Monate. Und auch diesen Herbst befinden sich die tschechischen Profis wieder unter den Führenden ihrer Riege; auf viele Titel würden aber nur die größten Optimisten wetten.
Eine ordentliche Saison zeigte Petra Kvitová. Die Wimbledon-Siegerin von 2011 reiste vergangene Woche mit einer Bilanz von 49:21 Siegen zu den Championships nach Istanbul. Allerdings musste die 23-jährige Weltranglisten-Sechste auch ein paar Rückschläge einstecken. So verlor sie in Wimbledon im Viertelfinale völlig überraschend gegen die Belgierin Kirsten Flipkens. Dabei wäre das Feld nach einem großen Favoritensterben offen gewesen – der zweite Grand-Slam-Titel schien nah. Andererseits gelangen ihr in Tokio und Dubai auch zwei Turniersiege.
In ihrer Vorrunden-Gruppe siegte Kvitová gegen Agnieszka Radwańska sowie Angelique Kerber und qualifizierte sich somit für das Halbfinale. Dort unterlag sie der Chinesin Na Li. Das Turnier war sinnbildlich für die ganze Saison: immer vorne dabei, aber für den großen Coup reichte es nie.
Kein Rezept
Dasselbe gilt für Tschechiens Nummer eins bei den Herren. Tomáš Berdych legte eine konstante Saison hin. Der 28-Jährige betonte gegenüber den Medien auch immer wieder, dass er sehr zufrieden ist mit dem Jahr 2013. Doch so richtig glauben mag man das dem ehrgeizigen Mährer nicht. Berdych befindet sich im besten Tennisprofi-Alter, qualifizierte sich zum vierten Mal hintereinander für die „World Tour Finals“, stand in seiner Karriere schon ein paar Mal in einem Grand-Slam-Halbfinale, in Wimbledon 2010 sogar im Finale – ein großer Sieg gelang ihm nie.
Und auch der Einzel-Saison-Abschluss in London fing alles andere als gut an. Berdych verlor am vergangenen Montag sein Auftaktspiel der Gruppe A gegen den Schweizer Stanislas Wawrinka mit 3:6, 7:6 und 3:6. Der Weltranglisten-Achte aus Lausanne scheint Berdychs Angstgegner zu werden, verlor er doch bereits das sechste der letzten sieben Duelle. „Wenn jemand weiß, was ich besser machen kann gegen ihn, so soll er es mir sagen und ich setze es um. Aber zur Zeit gibt es für mich anscheinend kein Rezept gegen ihn“, gab sich Berdych nach dem Match etwas ratlos. Ob er das Ruder in Richtung Halbfinal-Qualifikation in den verbleibenden Vorrunden-Partien ausgerechnet gegen die vor ihm klassierten Spanier David Ferrer und Rafael Nadal herumreißen kann, ist mehr als fraglich.
Erfolgreicher gestaltete hingegen Berdychs Davis-Cup-Kollege Radek Štěpánek seinen Auftakt in London. In der Doppelkonkurrenz gelang ihm an der Seite des Inders Leander Paes ein knapper und hart erkämpfter Sieg gegen Alexander Peya and Bruno Soares. 6:3, 5:7 und 10:8 lautete das Endresultat im ersten Spiel der Gruppe B.
Für den bald 35-jährigen Oldie aus dem ostmährischen Karviná wäre ein gutes Abschneiden an der Themse eine schöne Zugabe am Ende einer kräfteraubenden und vor allem im Einzel eher enttäuschenden Saison. Wirklich wichtig wird es für ihn aber erst Ende nächster Woche: Dann nämlich reist das tschechische Davis-Cup-Team nach Serbien, um seinen Titel zu verteidigen. Ein Sieg dort würde den tschechischen Tennis-Herbst doch noch vergolden, dürfte aber enorm schwer zu erringen sein. Die Damen um Petra Kvitová konnten ihren Titel beim Fed Cup nicht verteidigen. Im April scheiterten sie im Halbfinale am späteren Sieger Italien.
„So schlimm war`s nicht“
Die Messi-Show