Neu im Kino: „The Butler“
Lee Daniels’ neuer Film erzählt die Geschichte der Emanzipation der Schwarzen in den USA
14. 11. 2013 - Text: René PfaffText: rp; Foto: Weinstein Comp.
Cecil Gaines wächst in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in ärmlichsten Verhältnissen auf einer Baumwollfarm im Süden der USA auf. Eines Tages muss er mit ansehen, wie der tyrannische weiße Plantagenbesitzer zuerst Cecils Mutter vergewaltigt und danach den Vater erschießt – und ungestraft davonkommt.
Mit diesen erschütternden Bildern beginnt Lee Daniels’ Film „The Butler“, der von der realen Biografie eines schwarzen Hausangestellten im Weißen Haus inspiriert wurde. Die Lebensgeschichte Cecils spiegelt daher auch die Geschichte der Vereinigten Staaten wider. Von 1957 bis 1987 ist Cecil Butler im Oval Office. Oder, in Präsidentenmaßstäben: von Eisenhower bis Reagan. Er befindet sich dabei stets in unmittelbarer Nähe zu den mächtigsten Männern der Welt; manchmal kann er sie sogar beeinflussen. Dies steht in Kontrast zu seiner eigenen Hilflosigkeit seinem Sohn Louis (David Oyelowo) gegenüber, für den die Dienstbotenarbeit seines Vater nicht mehr als ein Symbol für die Unterdrückung des schwarzen Mannes ist. Dass der Beruf, den Cecil meisterhaft beherrscht, für diesen sehr erfüllend ist, will der Sohn nicht begreifen.
Das Grundthema des Biopics, das mit seinen authentischen Einsprengseln vage an „Forrest Gump“ erinnert, ist die Emanzipation der Schwarzen in den Vereinigten Staaten. Insbesondere die Unruhen in den Südstaaten während der sechziger Jahre greift der Film ausführlich auf. Louis geht zum Studium nach Alabama und schließt sich dort Martin Luther Kings Bürgerrechtsbewegung an. Es sind vor allem diese Szenen, die aufgrund ihrer Intensität im Gedächtnis bleiben. Friedlich protestierende Schwarze werden vom weißen Mob misshandelt – grundlos, nur, weil sie verschiedener Hautfarbe sind. Diese Szenen führen auf erschütternde Weise vor Augen, wie rückständig und rassistisch manche Teile Amerikas vor wenigen Jahrzehnten noch waren – und es teilweise bis heute sind.
Mit einer Laufzeit von 132 Minuten ist der Film aber leider nicht frei von Längen, manche Episode nimmt viel zu viel Raum ein, etwa die Alkoholkrankheit von Cecils Frau Gloria (Oprah Winfrey). Ansonsten erfüllt der Streifen im Großen und Ganzen die Erwartungen, die beim Blick auf die hochkarätige Besetzungsliste unweigerlich entstehen. „The Butler“ ist ein Film mit Sendungsbewusstsein – er erzählt feinfühlig, ohne dabei zu belehren. Nur wäre es angebracht gewesen, wenn Drehbuchautor Danny Strong dem Stoff ein etwas engeres dramaturgisches Korsett verpasst hätte.
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