Schnellerer Ausbau der Verkehrsinfrastruktur
Strategiepapier sieht jährliche Investitionen in Milliardenhöhe vor
15. 1. 2014 - Text: Regina WipplerText: Regina Wippler; Foto: Rolf Dresden
In den kommenden Jahren soll dem Ausbau der hiesigen Verkehrswege eine hohe Priorität eingeräumt werden. Damit auch die Fördergelder der EU dafür genutzt werden können, hat die tschechische Regierung Ende 2013 ein Strategiepapier zur Entwicklung der Infrastruktur verabschiedet. Besondere Bedeutung hat der Ausbau der transeuropäischen Trassen. Eine Reihe von Projekten wird auf den Weg gebracht.
Im November hatte die Regierung Rusnok die „zweite Phase der nationalen Infrastruktur-Strategie für den Bau von Straßen, Schienen und Wasserwegen“ bis zum Jahr 2020 verabschiedet. Jedes Jahr dürften die geplanten Investitionen mindestens 70 Milliarden Kronen (laut durchschnittlichem Wechselkurs 2013 etwa 2,7 Milliarden Euro) betragen. Dabei soll der Finanzierungsanteil der EU bei 20 Milliarden Kronen (circa 700 Millionen Euro) liegen.
Laut dem Verkehrsministerium will Tschechien mit Hilfe des Strategiepapiers die Gelder aus der neuen EU-Förderperiode besser abschöpfen. Zudem erhofft sich Tschechien eine wesentliche Verbesserung der Infrastruktur und damit eine Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Das Land verfügt zwar über ein dichtes Straßen- und Schienennetz – letzteres ist pro Quadratmeter sogar enger als in Deutschland oder dem Vereinigten Königreich – jedoch gibt es in puncto Qualität noch Verbesserungsbedarf. Im Global Competitiveness Index des World Economic Forum vom September 2013 lag Tschechien, was die Straßenqualität betrifft, lediglich auf Rang 81 von 148 bewerteten Ländern.
Dem Verkehrsministerium zufolge sind die Investitionen in die Transportinfrastruktur seit 2009 rückläufig. Im Jahr 2012 wurden 33,4 Milliarden Kronen ausgegeben, rund 25 Prozent weniger als im Vorjahr. Zum Vergleich: 2008 hatten die Ausgaben noch bei 83 Milliarden Kronen gelegen.
In den Straßenbau (Autobahnen und Straßen der 1., 2. und 3. Kategorie) flossen 2012 etwas über 22 Milliarden Kronen, rund 31 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Auch in den Schienenverkehr wurde weniger investiert: 9,6 Milliarden Kronen stellten im Vergleich zum Jahr 2011 einen Rückgang von 12,7 Prozent dar.
Multimodales Transportnetz
Konzeptionelle Grundlage für die Verkehrsprojekte in Tschechien während der EU-Förderperiode 2007 bis 2013 war die erste Phase der nationalen Transportinfrastruktur-Strategie. Im Rahmen der zweiten Phase soll nun ein multimodales Transportnetz entstehen, das an die Transeuropäischen Transportkorridore (TEN-T) angeschlossen ist. Das Strategiepapier (zweite Phase) ist in drei Zeitabschnitte unterteilt: 2014 bis 2020, 2020 bis 2035 sowie 2035 bis 2050. Mehrere hundert Projekte sind erfasst. Sie sollen im Laufe dieses Jahres auch unter Kosten-Nutzen-Aspekten überprüft werden.
Die größten Projekte für den Zeitraum 2014 bis 2020 umfassen im Straßenbau die Sanierung der Autobahn D1 zwischen Mirošovice und Kývalka, für die 12,8 Milliarden Kronen veranschlagt sind, sowie den Bau der Prager Umgehungsstraße Běchovice–D1 (11,5 Milliarden Kronen). In den Jahren 2015 bis 2018 steht der Abschnitt zwischen Opatovice nad Labem und Ostrov der Schnellstraße R35 auf dem Programm.
Im Bahnverkehr soll unter anderem die Strecke zwischen Brünn und Přerov für 24,2 Milliarden Kronen ausgebaut werden. Etwa 20 Milliarden Kronen kostet die Modernisierung des Schienensystems um Brünn sowie des Hauptbahnhofs der mährischen Großstadt.
Auch die Strecke Choceň–Ústí nad Orlicí steht mit geschätzten Kosten von 15 Milliarden Kronen auf der Liste. Das Strategiepapier enthält zahlreiche Projekte, die Teil der Transeuropäischen Transportkorridore sind. Bis 2030 hat Tschechien Zeit, seine Eisenbahnvorhaben innerhalb des TEN-T-Netzwerks abzuschließen.
Im Bereich der Binnenschifffahrt sind drei Projekte im Strategiepapier angeführt. So soll die untere Elbe bei Střekov und der deutsch-tschechischen Grenze vertieft und verbreitert werden. Im Bereich der mittleren Elbe steht der Ausbau der Wasserstraße zwischen Mělník und Pardubice an. Das Projekt ist mit 4,4 Milliarden Kronen veranschlagt – unter anderem sind diverse Schleusenkammern zu modernisieren. Ziel des dritten Projektes ist es, die Schiffbarkeit der unteren Moldau zwischen Mělník und Prag (und darüber hinaus) für voraussichtlich 2,2 Milliarden Kronen zu sichern.
(Quelle: Germany Trade & Invest)
Eine Übersicht zu allen Projekten sowie Informationen zur Finanzierung und zum Projektstand können auf der Internetseite www.dopravnistrategie.cz/en/menu-project/menu-downloads in englischer Sprache (Book 10) heruntergeladen werden.
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