Schlechte Nachrichten

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Polizei legt Jahresstatistik vor: Kriminalität nimmt zu, vor allem wegen „Neujahrsamnestie“

23. 1. 2014 - Text: Marcus HundtText: mh/čtk; Foto: Jacklee

Václav Kučera brachte es am Montag bei der Vorstellung des Kriminalitätsberichtes für das Jahr 2013 auf den Punkt. Wenn man sich die bloße Zahl der Straftaten anschaue, so der stellvertretende Polizeipräsident, gäbe es eine gute und eine schlechte Nachricht: Seit der Gründung der Republik vor zwanzig Jahren sei die Zahl der Delikte nur drei Mal niedriger ausgefallen. Doch läge sie um etwa 7 Prozent über der des Vorjahres, sagte Kučera. Von den 325.000 Straftaten konnten bisher 43 Prozent aufgeklärt werden.

Als Grund für den Anstieg führt die Polizei die vom damaligen Staatspräsidenten Václav Klaus erlassene „Neujahrsamnestie“ an. Der Straferlass kurz vor Ende seiner Amtszeit betraf nach einer jüngst vom Justizministerium veröffentlichten Bilanz mehr als 111.000 Straftäter. „Die Amnestie war nicht der einzige kriminogene Faktor, aber ein sehr wichtiger“, meinte Kučera. 40 Prozent der insgesamt 6.300 Häftlinge, die durch den Gnadenakt vor einem Jahr auf freien Fuß kamen, seien bereits wieder straffällig geworden.

Den größten Anstieg der Kriminalität verzeichneten die Polizisten bei den Eigentumsdelikten, die mehr als 60 Prozent aller Straftaten ausmachten. „Stark zugenommen hat die Zahl der Einbrüche in Ein­familienhäuser. Das liegt zum Teil sicher auch daran, dass es in den letzten Jahren zu einem regelrechten Boom des Familienhausbaus gekommen ist. Und in dieser Hinsicht spielen auch die unzureichenden Sicherheitsmaßnahmen eine Rolle“, erklärte Kučera. Neben der Zahl der Diebstähle habe zudem die Wirtschafts- und Drogenkriminalität im vorigen Jahr deutlich zugenommen.

Alkohol-Panscher vor Gericht
Weitere Zahlen präsentierte Kučera für einen Fall, der bereits im Herbst 2012 europaweit für Schlagzeilen sorgte. Nach einer Reihe tödlicher Vergiftungen durch gepanschten Alkohol hatte die tschechische Regierung sogar für zwei Wochen den Verkauf von Hochprozentigem verboten. Durch den sogenannten Methanol-Skandal kamen in Tschechien 49 Menschen ums Leben, an die 80 haben noch heute gesundheitliche Probleme.

„In diesem Zusammenhang wurden über 90 Strafverfahren eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft hat insgesamt 84 Personen angeklagt, einige von ihnen sitzen in Haft“, so Kučera. Im Frühjahr soll ihnen der Prozess gemacht werden. Die Menge des gepanschten Alkohols hätte nach Schätzungen der Polizei bis zu 160.000 Menschen töten können, rechnet der Vizepräsident vor. 13.000 Liter des Gemischs seien sichergestellt worden. „Etwa 2.000 Liter sind jedoch leider unentdeckt geblieben. Diese können sich nach wie vor in tschechischen Wohnungen befinden“, warnt Kučera. Die Spezialeinheit, die seit über 15 Monaten im Methanol-Skandal ermittelt, soll trotzdem Ende dieses Monats aufgelöst werden. Eine schlechte Nachricht.