Wärmepause im Skigebiet

Wärmepause im Skigebiet

Tschechiens Wintersportareale schreiben rote Zahlen

29. 1. 2014 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: Radek Petrášek/čtk

Lange Gesichter an den Skihängen: kein Schnee, keine Wintersportler, keine Einnahmen. So präsentierte sich die Wintersaison in unzähligen Skiregionen Tschechiens. Wegen des ungewöhnlich milden Wetters musste der Liftbetrieb auf vielen Pisten eingestellt werden, Schneekanonen wurden ausgeschaltet. Lediglich in den größeren Skigebieten wie im Norden des Landes oder im Böhmerwald trafen Wintersportler auf passable Bedingungen. Andernorts, wie in der Böhmisch-Mährischen Höhe (Vysočina), half Kunstschnee aus. Einige Betreiber bemühten sich, Besucher durch niedrige Preise anzulocken. Dennoch schreiben sie rote Zahlen. Während manche hoffen, die schlechte Saison durch die anstehenden Frühjahrsferien zu retten, sind andere überzeugt, dass sich die Ausfälle an Einnahmen und Besuchern nicht mehr ausgleichen lassen. Investitionen in das Folgejahr blieben damit unmöglich.

Der bisher wärmste Winter seit 2006/2007 brachte erhebliche Umsatzeinbußen mit sich. Auch nachgelagerte Dienstleistungen wie Hotellerie, Gastronomie und Skischulen erleben ein Verlustgeschäft.

Durchwachsen sieht es in den führenden Skizentren des Landes aus. Zwar ist im größten Ferienort des Riesengebirges – in Špindlerův Mlýn (Spindlermühle) – nur ein Drittel der Pisten in Betrieb, die Anzahl der Gäste aber hätte sich im Vergleich zum Vorjahr nicht signifikant verringert. Im Ski-Resort Černá Hora – Pec sank die Besucherzahl dagegen um zehn Prozent.

Im Adlergebirge ging der Touristenstrom sogar um 20 Prozent zurück. In den Skizentren Deštné v Orlických horách und Říčky können lediglich zwei Pisten befahren werden; die Preise entsprechen jenen der Nebensaison.

Warten auf den Schnee
Auch die Ski-Areale Tanvaldský Špičák und Severák im Isergebirge sind nur teilweise funktionstüchtig. Derzeit liegen dort zwar zwischen zehn und 40 Zentimeter Schnee, dennoch mussten die Hänge der größten Erhebung – des Ještěd bei Liberec– viele Tage geschlossen werden. „Unsere Umsätze sind im Vergleich zur letzten Saison um die Hälfte zurückgegangen. Trotzdem ist der Verlust aufgrund der geringeren Kosten nicht so hoch“, sagt der Leiter des Areals um den Ještěd Jan Svatoš. Man rechnet dennoch mit einem Minus von 20 bis 25 Prozent. In anderen Skiorten des Isergebirges haben die Betreiber angesichts der milden Temperaturen dagegen das Handtuch geworfen. So haben die Pisten und Loipen in Petříkov, Hlubočky, Přemyslov sowie auf dem Rotbergsattel (Červenohorské Sedlo) geschlossen. Die Einbußen belaufen sich wahrscheinlich auf bis zu eine Million Kronen.

Besser sieht es im Böhmerwald aus, vor allem in den Orten Lipno und Kvilda, wo Wintersportler auf akzeptable Voraussetzungen treffen. Im nahegelegenen Zadov dagegen konnten die Schneekanonen aufgrund der Inversionswetterlage nicht genutzt werden. Wegen der schlechten Bedingungen für Langläufer in den niederen Lagen beklagten Hotel- und Pensionsbesitzer ausbleibende Gäste.

Auch in den Beskiden beeinträchtigte der milde Winter den Umsatz erheblich. Eines der wenigen Areale, das den Skibetrieb aufrechterhalten konnte, befindet sich bei Frýdek-Místek. Von insgesamt sieben Pisten können lediglich zwei genutzt werden, eine weitere steht den Skifahrern nur eingeschränkt zur Verfügung. Der Leiter des Resorts, Jaroslav Vrzgula, will nicht aufgeben: „Wir warten auf besseres Wetter.“

Dass ein dauerhafter Temperaturrückgang die bisherigen Verluste ausgleichen kann, bezweifeln die meisten Betreiber jedoch. So brachte der Kälteeinbruch der vergangenen Woche zwar neuen Schnee, die Rückstände könnten dadurch aber nicht wettgemacht werden. „Wir werden wohl nur ein Drittel des Umsatzes machen, den wir letztes Jahr erzielt haben“, so Vrzgula. Sein Ski-Resort lebe vor allem von Skikursen. Die herkömmlichen Besucher nützten da auch nichts mehr.