Blick in die Presse
Tschechische Pressekommentare zur Regierungsernennung, zur griechischen Staatsverschuldung, zu Gaucks Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz und zur weltweiten Vermögensverteilung
5. 2. 2014 - Text: PZText: PZ
Schwächerer Spieler | Das Wochenmagazin „Respekt“ sieht den Präsidenten geschwächt, nachdem er die Regierung ernannt hat: „Zeman wollte die Regierung von Sobotka verhindern, er intrigierte gegen sie, drohte gelegentlich, welche Minister er nicht ernennen und wie er es einfädeln werde, dass das Kabinett nicht zustande kommt. Doch jetzt ist eingetreten, was schon längst hätte geschehen sollen: Sobotka bestand auf seinem Vorschlag und wich bei keinem einzigen Kandidaten zurück. Damit stellte er Zeman vor die unangenehme Entscheidung (…), bescheiden die Rolle des schwächeren Spielers zu übernehmen. Und siehe da, Zeman begab sich nicht in einen selbstmörderischen Kampf und ernannte die Regierung.“
Völkerfreundschaft | Die Meldungen über ein mögliches neues Hilfspaket für Griechenland glossiert die Tageszeitung „MF Dnes“ wie folgt: „Die Griechen haben bereits Hilfe in Höhe von 240 Milliarden Euro verbraucht, was der gesamten Wirtschaftsleistung Tschechiens von zwei Jahren entspricht. Zudem ging die griechische Gesamtverschuldung von circa 300 Milliarden Euro nicht zurück. (…) Den deutschen Steuerzahlern saugt das allerdings schon das Blut aus den Adern, und Berlin wird es mit dem Paket wohl nicht so ganz einfach haben. Das wird in Griechenland wieder einen Aufschrei geben und in griechischen Zeitungen wieder Fotomontagen mit Angela Merkel in SS-Uniform zur Folge haben. Nun ja, das europäische Projekt ist nun einmal die Gewähr der Völkerfreundschaft auf dem Kontinent.“
Selbstverzwergung | Die Rede des Bundespräsidenten auf der Münchner Sicherheitskonferenz lässt die „Lidové noviny“ aufhorchen: „Gauck verabschiedet sich symbolisch von der ‚Kultur der Zurückhaltung’, von der ‚Selbstverzwergung’ Deutschlands (…). Er gibt zu verstehen, dass, wenn Ostasien rüstet und Amerika sein Engagement in der Welt neu definiert, Deutschland seinen Beitrag zur Sicherheit des Westens erhöhen muss, ohne dabei seine Bindung an Amerika irgendwie zurückzunehmen. Diese bedeutenden Veränderungen gehen außerhalb des Schauplatzes der europäischen Institutionen vor sich. Bemerkt dies unsere neue Außenpolitik, die auf ‚Brüssel’ setzt wie auf ein Allheilmittel?“
Auf der faulen Haut | Die Tageszeitung „Právo“ zitiert britische Quellen, wonach 85 Personen auf der Welt ebenso viel Vermögen besitzen wie die dreieinhalb Milliarden ärmsten Erdbewohner und meint dazu, „die rechtsorientierte Rhetorik gleitet unauffällig, aber unumkehrbar ins Reich des schwarzen Humors ab. Kein Wunder, dass die ironisierende Feststellung, die in Reaktion auf diese Information die Runde macht, ohne Weiteres zum Wahlslogan von ODS oder TOP 09 werden könnte: ‚Das ist deprimierend. Etwas muss sich schnell ändern. Es geht doch nicht an, dass 85 Menschen redlich arbeiten und alle anderen nur auf der faulen Haut liegen.’“
„Wie 1938“
„Unterdurchschnittlich regiert“