Ein Auto zum Teilen
Die Prager Stadtverwaltung will die Einführung von kommerziellem Carsharing unterstützen. Das geht aus Dokumenten hervor, die der Prager Stadtrat in der vergangenen Woche verabschiedet hat. Kommerzielle Carsharing-Anbieter stellen meist in Großstädten Autos zur Verfügung, die registrierte Teilnehmer nach Bedarf nutzen können. Städte wie Wien, Hamburg und München unterstützen dieses Geschäftsmodell bereits. „Erfahrungen aus dem Ausland zeigen, dass Carsharing die Unterstützung regionaler oder lokaler Behörden braucht, und zwar vor allem in den ersten Jahren“, heißt es in dem Dokument des Prager Magistrats.
Eine wichtige Maßnahme sei die Sicherstellung von Parkplätzen an vorteilhaften Orten, die für die Nutzer gut zugänglich sind. „Prag will nicht als Anbieter aktiv werden, sondern diese Art des Verkehrs unterstützen“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Jiří Nouza (TOP 09). Helfen könnte die Stadt nicht nur bei der Bereitstellung von Parkplätzen, denkbar wäre zum Beispiel auch die Schaffung von eigenen Fahrspuren oder die Anmietung von Betriebsräumen. Welche Maßnahmen die Hauptstadt umsetzen will, soll eine Studie zeigen. Daraus wird auch hervorgehen, wie viele Fahrzeuge in Prag geteilt werden könnten. Zum Vergleich: In München kommen auf 1,3 Millionen Einwohner etwa 800 Carsharing-Autos. Aber auch in Prag gibt es schon einige geteilte Fahrzeuge – wenn auch nicht von kommerziellen Betreibern.
Petr Jansa hat in den vergangenen zehn Jahren schon oft gehört, dass die Stadt aktiv werden will, geworden ist daraus aber nie etwas. Deswegen startete er vor zwei Jahren selbst ein Carsharing-Projekt. Über die Internetplattform sharujeme.cz bringt er Menschen, die ab und zu ein Auto brauchen, mit solchen zusammen, die eines besitzen und es auch verleihen. Bei dieser Form des Carsharings entfällt das Parkplatz-Problem, weil der Besitzer des Wagens in der Regel einen Stellplatz hat und die gemeinschaftlichen Nutzer vieles untereinander regeln. Das Angebot wird in Prag gut angenommen: Seit Oktober 2012 betreibt Jansa die Internetseite, die Zahl der Nutzer beträgt mittlerweile etwa 100 Personen und 14 Autos. Bei sharujeme.cz soll es auch weiterhin nicht in erster Linie ums Geschäft gehen. Der Gründer will aber demnächst ein neues System einführen, um die Kosten für die Vermittlung zu decken.
Geplant ist eine Kombination aus freiwilligen Beiträgen und einer geringen Gebühr für die erstmalige Nutzung des Vermittlungsdienstes. Seit Kurzem gibt es in Prag außerdem einen weiteren nicht-kommerziellen Carsharing-Anbieter: „Autonapůl“ funktioniert etwas anders als sharujeme.cz: Das Unternehmen ist als Genossenschaft organisiert, hat seinen Sitz in Brünn, wo es derzeit elf Autos anbietet. In Prag verfügt es über zwei Fahrzeuge und in Liberec über eines.
Günstig, aber nicht so flexibel
Trotz der steigenden Nachfrage sieht Jansa auch die Nachteile seines Modells. „Unser Angebot ist mit etwa fünf bis sechs Kronen pro Kilometer (circa 18 bis 21 Cent) zwar günstig, aber nicht so flexibel. Wer ein Auto braucht, muss sich erst mit dem Besitzer absprechen.“ Einen kommerziellen Carsharing-Anbieter würde Jansa deswegen nicht als Konkurrenten sehen. Um die Idee des Auto-Teilens weiter zu verbreiten, würde er sich sogar wünschen, dass die Stadtverwaltung Parkplätze für kommerzielles Carsharing zur Verfügung stellt und sich dann ein professioneller Betreiber findet, der autolosen Pragern ein attraktives Angebot macht.
Ein Grund, weshalb sich die Stadt Prag mit Carsharing beschäftigt, ist die hohe Zahl der Autos auf den Straßen der Hauptstadt: Sie stieg seit 1990 von etwa 336.000 auf fast 953.000. Beim Carsharing, so die Hoffnung der Stadtverwaltung, könnte ein Auto bis zu acht Fahrzeuge ersetzen.
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