Historischer Triumph
Tschechien gewinnt erstmals in seiner Geschichte den Davis Cup
21. 11. 2012 - Text: Stefan WelzelText: sw; Foto: čtk
Ein spannendes und an Dramatik kaum zu überbietendes Davis-Cup-Finale endete für die tschechischen Tennis-Herren wie ein Märchen. Es war kurz nach 20 Uhr am vergangenen Sonntag, als der bald 34-jährige Radek Štěpánek das alles entscheidende Einzel gewann, den 3:2-Sieg seiner Mannschaft sicherstellte und an der Grundlinie in die Knie sank. Die Nummer 31 der ATP-Weltrangliste gewann nach 3 Stunden und 52 Minuten 6:4, 7:6 (7:0), 3:6 und 6:3 gegen den um 20 Plätze höher geführten Spanier Nicolás Almagro. Zwei Wochen nach Tschechiens Frauen gewannen nun also auch die Herren den wichtigsten Teamwettbewerb im Tennissport.
In der Prager O2-Arena fand das 100. Finale des Davis Cup statt. Die Arena war seit Wochen ausverkauft. Von Freitag bis Sonntag duellierten sich Tomáš Berdych (ATP 6) und Radek Štěpánek mit den Titelverteidigern aus Spanien, die als Favoriten in die Begegnung gingen. Nach den ersten beiden Einzeln hieß es 1:1. Am Samstag vermochte das Doppel Štěpánek/Berdych das iberische Spitzenduo Granollers/Lopez mit 3:6, 7:5, 7:5 und 6:3 zu bezwingen. Tschechien ging somit mit einer 2:1-Führung in den Entscheidungstag. Dieser begann für die Gastgeber denkbar schlecht. Tschechiens Nummer 1 hatte gegen Spaniens Teamleader David Ferrer (ATP 5) keine Chance. Mit 2:6, 3:6 und 5:7 musste der 27-Jährige seine erste Davis-Cup-Niederlage in diesem Kalenderjahr hinnehmen. Berdych zollte einer langen Saison Tribut; auch war es sein drittes Best-of-Five-Match in drei Tagen, während Ferrer am Samstag pausieren konnte.
Dasselbe galt danach in der finalen Begegnung aber auch für Štěpánek – doch dessen Wille zum Sieg war ihm in jeder Sekunde des Spiels anzumerken. Weder der immense Druck noch die körperlichen Anstrengungen der vergangenen Tage schienen ihm etwas anzuhaben. Nach Spielgewinnen rannte er mitunter wie ein 18-Jähriger auf die Bank zurück zu Davis-Cup-Kapitän Jaroslav Navrátil. Im modernen Tennissport, der von egomanisch anmutendem Individualismus geprägt ist, verliert der Mannschaftswettbewerb zunehmend an Bedeutung – doch für Štěpánek erfüllte sich am Sonntag ein Lebenstraum. „Ich kann nicht beschreiben, wie ich mich gerade fühle. Ich habe sehr aggressiv gespielt heute, wollte nichts anbrennen lassen und das Match kontrollieren. Das Team von 1980 war unsere Inspiration und nun folgen wir ihm“, so der überglückliche Routinier.
Štěpánek und Co. holten den ersten Davis-Cup-Titel für die Tschechische Republik. Vor 32 Jahren hatten Ivan Lendl und Tomáš Šmíd das Finale, das ebenfalls in Prag stattfand, gegen Italien gewonnen – damals noch für die Tschechoslowakei. Lendl war Štěpáneks Jugendidol und einer von rund 13.500 Zeugen im Tollhaus O2-Arena, als sich dieser nun einen dauerhaften Platz in der Geschichte des Davis Cups sicherte.
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