Neu im Kino: „Inside Llewyn Davis“
Mit ihrem neuen Film entführen die Coen-Brüder das Publikum in die frühen sechziger Jahre
19. 2. 2014 - Text: Stefan WelzelText: sw; Foto: Ascot Elite
Nach „O Brother, Where Art Thou“ stellt das Geschwisterpaar Joel und Ethan Coen ein weiteres Mal die nordamerikanische Folkmusik ins Zentrum einer ihrer skurrilen Geschichten. In „Inside Llewyn Davis“, der bei den 66. Filmfestspielen in Cannes uraufgeführt wurde, tauchen die Kult-Regisseure in die New Yorker Folk-Szene der sechziger Jahre ein. Dabei knüpfen sie nahtlos an ihr bisheriges Œuvre an, das kaum Tiefen, aber zahlreiche Schätze des unorthodoxen Independent-Kinos kennt.
Ihr neuester Streifen handelt vom jungen, etwas zu verbissenen Musiker Llewyn Davis, der in Greenwich Village um eine ernsthafte und erfolgreiche Rezeption seiner Kunst kämpft. Leider meist vergeblich. Weder musikalisch noch privat kriegt der sympathische Bohèmien einen Fuß vor den anderen, gibt aber trotzdem nie auf.
Wie immer mischen die Coens ihrer dramaturgisch eigenwilligen Erzählform absurd komische Episoden aus einem soziokulturellen Mikrokosmos bei. Dabei halten sie dem kommerziellen US-Kino das alternative Spiegelbild vor und bereichern die Filmwelt mit Geschichten um berührende Antihelden. Auch Llewyn erreicht die Herzen der Zuschauer, vor allem dann, wenn er ungeschickt um seine Herzdame laviert oder sich engagiert von seichtem Kommerz-Folk distanziert. In der Hauptrolle nimmt Oscar Isaac das Publikum mit auf eine wilde Woche in den Underground des Big Apple. Und in den Nebenrollen erfreuen Auftritte von John Goodman oder Justin Timberlake. Letzterer persifliert sich in „Inside Llewyn Davis“ durchaus auch selbst, ist er doch ein typischer Repräsentant des Allerweltspop. Und wieder gilt, was bei der Neuerscheinung eines Coen-Films für den anspruchsvollen Cineasten zum Gebot wird: anschauen und genießen.
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