Zu starke Konkurrenz
Spar verkauft seine tschechischen Einzelhandelsmärkte an Ahold
12. 3. 2014 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: Frettie
Nach 18 Jahren zieht sich Spar Österreich vom tschechischen Markt zurück. Die Einzelhandelskette verkauft ihre 50 Spar- und Interspar-Standorte an die niederländische Ahold-Gruppe, einen der weltweit größten Betreiber von Supermarktketten. Wie beide Unternehmen am Dienstag mitteilten, sei ein entsprechender Vertrag bereits unterzeichnet. Nun bedürfe es noch der Zustimmung durch die Kartellbehörden.
Wie der niederländische Konzernriese auf seiner Internetseite bekanntgab, beläuft sich die Transaktion auf eine Summe von 5,2 Milliarden Kronen (etwa 190 Millionen Euro). Ahold ist seit 1991 in Tschechien vertreten. Mit 284 Super- und Hypermärkten der Kette Albert zählt das Unternehmen bereits zu den führenden Einzelhandelsketten im Land. Durch das nun besiegelte Geschäft will Ahold seine Position zur Nummer eins ausbauen. „Der Erwerb von Spar in der Tschechischen Republik ist ein wichtiger strategischer Schritt für uns“, so Ahold-Geschäftsführer Dick Boer. „Er bedeutet eine neue Etappe für unser Unternehmen.“
Die derzeit 4.684 Mitarbeiter, die in den betroffenen 36 Interspar-Märkten und 14 Spar-Verkaufsstellen tätig sind, will Ahold übernehmen. Von der Transaktion unberührt bleiben die 27 Hervis-Standorte und das Einkaufszentrum Europark Prag, die die Spar-Holding in Tschechien beibehalten möchte.
Den Rückzug der österreichischen Spar AG begründete Auslandsvorstand Rudolf Staudinger mit dem Verlustgeschäft. Wie Staudinger erklärte, entspräche es der Unternehmensstrategie, in jedem Land eine verteidigungsfähige Marktposition auszubauen. Diese hätte sich in Tschechien nicht realisieren lassen. Das Unternehmen wolle sich nun auf andere Märkte in Ungarn, Slowenien, Kroatien und Italien konzentrieren. Im vorigen Jahr hatte das tschechische Tochterunternehmen von Spar Verluste in Höhe von 545 Millionen Kronen verbucht, 2012 waren es 608 Millionen Kronen. Das angehäufte Minusgeschäft der vergangenen Jahre beläuft sich auf insgesamt 3,3 Milliarden Kronen, umgerechnet etwa 120 Millionen Euro.
Aufgrund des harten Konkurrenzkampfes im Einzelhandel hatten in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Unternehmen den tschechischen Markt verlassen. So zog sich 2005 das Wiener Kaffee-Unternehmen Julius Meinl zurück, gefolgt von der französischen Gruppe Carrefour und der Einzelhandelskette Edeka. Die 27 Edeka-Supermärkte sowie elf Hypermärkte von Carrefour übernahm die britische Handelskette Tesco. Julius Meinl gehört zu Ahold. 2007 schließlich kehrten die belgische Firma Delvita und 2008 die deutsche Warenhandelsgesellschaft Plus dem tschechischen Markt den Rücken. Ihre Filialen wurden von der deutschen Rewe-Gruppe übernommen. Gegenwärtig konzentrieren sich die großen Einzelhandelsketten des Landes im Besitz weniger ausländischer Firmen. An deren Spitze steht derzeit Kaufland mit einem Jahresumsatz von 45,4 Milliarden Kronen (rund 1,65 Milliarden Euro).
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