Keine Experimente
Prager Stadtbezirke lehnen Einrichtung von Drogenkonsumräumen ab. Magistrat gibt Suche zunächst auf
2. 4. 2014 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: Todd Huffman
Mit seinen Drogenabhängigen weiß sich Prag nicht zu helfen. Etwa 15.000 Süchtige zählen die Statistiken, Tendenz steigend. Seit Jahren arbeitet die Stadt daher an einem Konzept, den Drogenkonsum durch Kontrolle einzudämmen. Im Oktober vergangenen Jahres legte der Magistrat schließlich seinen neuen Entwurf vor, mit dem er Drogenprävention und Suchthilfe verbessern wollte. Im Gespräch waren vor allem sogenannte Fixerstuben im Stadtzentrum – Einrichtungen, in denen Süchtige unter ärztlicher Aufsicht und angemessenen hygienischen Bedingungen mit Drogen versorgt werden.
Wegen anhaltender Proteste der Stadtbezirke hat die Hauptstadt dieses Vorhaben nun widerrufen. Wie der Stadtrat am Mittwoch voriger Woche bekanntgab, werde er ein neues Antidrogenkonzept entwerfen. „Unsere Vision ist es, bis 2020 neue Wege zu beschreiten“, so der verabschiedete Text. Dies soll mit insgesamt 50 Millionen Kronen (etwa 1,8 Millionen Euro) geschehen, die die Stadt in die Suchtprävention investieren will. Geplant sind ebenfalls verschiedene Einrichtungen zur Kontrolle des Drogenkonsums. Wo sich diese befinden könnten, bleibt nach der anhaltenden Kritik der Stadtbezirke jedoch offen.
Kein Platz für neue Ansätze
Bereits im Oktober 2013 hatten der erste, achte sowie der vierte Stadtbezirk die Einrichtung derartiger Drogenkonsumräume auf ihren Verwaltungsgebieten vehement abgelehnt. Der Bezirksstadtrat von Prag 1 Ivan Solil (ČSSD) bezeichnete Fixerstuben in der Denkmalzone als „völlig sinnlos“. Sie würden die Innenstadt in „ein experimentelles Labor“ verwandeln. Im Februar dieses Jahres schlossen sich die restlichen Distrikte dem Einwand an. Dem Konzept des Magistrats fehlten profunde Analysen, so die Argumente. Wer garantiert, dass sich die Situation dadurch nicht verschlimmert? So äußerte die Stadträtin von Prag 4 Lucie Michková (ODS) Bedenken, der Magistrat würde sich gar nicht mit Drogenprävention befassen, sondern den Abhängigen eher einen Service gewährleisten.
Der Widerstand ist nicht neu. Obwohl die Anzahl Drogensüchtiger und damit einhergehend auch die Beschaffungskriminalität beständig zunimmt, weigern sich sämtliche Stadtbezirke seit Langem, derartige Institutionen zur Behandlung oder Drogenprävention auf ihrem Terrain einzurichten. Als prominentes Beispiel hierfür gilt Prag 1, das 2012 der Methadon-Station „Drop in“ nach über 15 Jahren den Mietvertrag kündigte. Die Einrichtung wurde fernab des Brennpunktes am Wenzelsplatz nach Libeň verlegt. Man fürchtete mehr Kriminalität, Drogenmissbrauch und Prostitution, so die Vorbehalte.
Der Magistrat kennt diese inzwischen und hält sein Konzept dennoch für einen „modernen Ansatz“, wie Stadtrat Martin Dlouhý sagt. Kontrollierte Abgabe sei besser als Verkauf und Konsum im öffentlichen Raum. Dennoch sei man bislang bei allen Stadtteilen auf Widerstand gestoßen. „Die Hauptstadt verfügt nun einmal über keinen anderen Platz als ihre Stadtteile“, so Dlouhý zur verfahrenen Situation.
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