Verpatzter Schlusspunkt

Verpatzter Schlusspunkt

Eiskunstläufer Tomáš Verner beendet seine Profikarriere mit dem zehnten Platz bei der Weltmeisterschaft

9. 4. 2014 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: efsc2014.com

Es war ein Abschied ohne Happy-End. Als Tomáš Verner bei der Weltmeisterschaft im japanischen Saitama am 28. März das Eis verließ, war ihm die Enttäuschung anzusehen. Nach einem nahezu makellosen Kurzprogramm verpatzte der 27-Jährige fast jeden Sprung seiner Kür. Am Ende blieb lediglich der zehnte Platz. Mit diesem beendete Verner seine Karriere als professioneller Läufer.

„Es tut mir leid, dass mir meine letzte Reise so missglückt ist“, sagte Verner nach dem Wettkampf. „Bis jetzt lief alles hervorragend in Japan. Und ich bin froh, dass ich meine Karriere hier beendet habe und nicht schon in Sotschi.“ Dabei sah es zunächst nach einem glanzvollen Schlusspunkt aus. Für sein Kurzprogramm bedachte ihn die Jury mit 89.08 Punkten. Die Menge spendete tosenden Applaus; Verner ließ sich erleichtert auf das Eis fallen. Das hieß vorläufig Rang vier. Damit lag sogar eine Medaille in Reichweite.

Doch zwei Tage darauf misslang ihm schon der erste Sprung seiner Kür. Beim Aufsetzen nach dem vierfachen Toeloop berührte Verner mit der Hand das Eis. Einen erneuten Versuch des Sprungs brach er vorzeitig ab. Auch die folgenden Sprünge zeigte er nicht wie geplant. „Vor dem Start habe ich mich noch sehr gut gefühlt“, erklärte Verner danach. „Gleich zu Beginn bin ich bei der Anfahrt zum Vierfach-Sprung durcheinander gekommen. Ich verstehe nicht, warum das passiert ist. Ob es mangelnde Konzentration war oder die Emotionen, ich weiß es nicht. Nun bin ich enttäuscht, aber als Schlussstrich unter meine Karriere war es toll.“

Problem Nervenflattern
Auch bei der zweiwöchigen Vorbereitung im bayerischen Obersdorf sei alles glatt gelaufen. Verner habe sich körperlich fit gefühlt. Letztlich erhielt er für seine Kür 134.06 Punkte und landete mit insgesamt 223.13 Punkten immerhin unter den ersten zehn – sein bestes WM-Ergebnis seit 2009, als er Rang vier belegte.

Es war nicht das erste Mal, dass Verner nach einem perfekten Kurzprogramm bei der Kür Nerven zeigte. Bereits bei der Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft in Göteborg 2008 unterlief ihm dasselbe Missgeschick. Am Ende reichte es für Rang 15. Das Szenario wiederholte sich ein Jahr später bei der Europameisterschaft in Helsinki, als er vom zweiten auf den sechsten Platz zurückfiel.

Seit er fünf Jahre alt war, stand Verner auf dem Eis. Mit 16 Jahren wurde er zum ersten Mal tschechischer Meister, bis 2014 folgten neun weitere Titel. Seinen ersten internationalen Erfolg konnte Verner 2007 feiern, als er bei der Europameisterschaft in Warschau überraschend die Silbermedaille holte. Im Folgejahr wurde der Südböhme in Zagreb Europameister. Sein Ziel, den Titel wie einst der tschechoslowakische Eiskunstläufer Jozef Sabovčík zu verteidigen, verpasste Verner 2009 in Helsinki.

Erst nach einem Trainerwechsel in der Saison 2010/2011 lief Verner wieder erfolgreich. Beim „Cup of Russia“ in Moskau holte er in der Kür Gold. Bei der Europameisterschaft 2011 in Bern landete Verner nach drei Jahren endlich wieder auf dem Treppchen und gewann Bronze. Es sollte seine letzte Medaille bei internationalen Wettkämpfen gewesen sein.

Die Saison 2012/13 verlief dagegen regelrecht katastrophal. Bei den beiden Grand-Prix-Wettbewerben, an denen er teilnahm, erreichte er jeweils den letzten Platz. Die EM schloss er auf dem 11. Rang ab. Nerven zeigte Verner auch im Frühjahr 2013 bei der WM im kanadischen London, als ihm kaum ein Sprungelement gelang.

Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi erklomm Verner den elften Rang – das beste Resultat seiner drei Olympia-Teilnahmen. Diese sollte eigentlich den Abschluss seiner aktiven Laufbahn bilden. Doch dann entschied Verner anders. Da eine gemeinsame Eiskunstlauf-Show mit dem russischen Läufer Jewgeni Pljuschtschenko abgesagt wurde, wollte Verner in Saitama zum letzten Mal sein Glück versuchen. „Ich wusste plötzlich, dass ich nach Japan muss“, so Verner, bevor er sich auf den Wettkampf vorbereitete. Nun soll aber wirklich Schluss sein. Spekulationen über eine weitere aktive Saison räumte Verner aus dem Weg: „Ich bin mehr als genug gelaufen. Es ist an der Zeit, dass ich mich etwas anderem zuwende.“