Keine Osterruhe
Senatoren fordern ein Verkaufsverbot an Feiertagen. Die Mehrheit der Tschechen hätte nichts dagegen einzuwenden
16. 4. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: F. Neudert
In deutschen Supermärkten wird es an diesem Donnerstag wieder zu dramatischen Szenen kommen. Die voll beladenen Einkaufswagen werden sich von der Kasse bis zur Wursttheke durch den ganzen Laden stauen, genervte Hausfrauen werden mit Vätern streiten, die kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehen, weil sie verzweifelt versuchen, die meterlange Wunschliste ihrer Gattin abzuarbeiten. Am Samstag dann womöglich das gleiche Spiel mit ähnlichen Protagonisten: Ostern steht bevor mit drei arbeits- und daher auch einkaufsfreien Tagen von Karfreitag bis Ostermontag; und ähnlich wie vor Weihnachten, Pfingsten oder Silvester fürchten viele, ihre Familien könnten verhungern, weil die Läden mehr als einen Tag am Stück geschlossen bleiben.
Die Tschechen können dem Osterfest und anderen Feiertagen in dieser Hinsicht gelassener entgegenblicken und auch ein normales Wochenende stellt sie in der Regel nicht vor das Problem, samstags schnell noch einen Großeinkauf erledigen zu müssen. Es gibt kein Gesetz, dass Kunden und Kassiererinnen an Sonn- und Feiertagen eine Einkaufs-Pause verordnet. Ob eine solche Fluch oder Segen wäre, darüber gehen die Meinungen in Tschechien ebenso auseinander wie in den Nachbarländern. Die tschechischen Gewerkschaften versuchen schon seit 2005, eine gesetzliche Regulierung der Öffnungszeiten an Feiertagen durchzusetzen.
Im Juni vergangenen Jahres hatte der Senat bereits einen Vorschlag František Bublans (ČSSD) gebilligt, demnach der Verkauf an sieben staatlichen Feiertagen verboten werden sollte. Der Entwurf sollte im Parlament diskutiert werden, das löste sich jedoch auf, bevor es dazu kommen konnte. Vor zwei Wochen nun hat eine Gruppe von Senatoren um Bublan erneut den Entwurf für eine Einschränkung der Öffnungszeiten an gesetzlichen Feiertagen vorgelegt.
Dem Vorschlag zufolge sollen die Geschäfte an Neujahr, Ostermontag und den beiden Weihnachtsfeiertagen geschlossen bleiben sowie am 8. Mai, 28. September und 28. Oktober, ebenso an Heiligabend ab 12 Uhr. Ausgenommen werden sollen zum Beispiel Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von weniger als 200 Quadratmetern, Tankstellen, Apotheken und Läden an Flughäfen sowie an Bahnhöfen. Der Senat wird über den Entwurf Ende April entscheiden. Wenn er sich für die vorgeschlagene Änderung ausspricht, werden die Regierung und das Parlament darüber verhandeln.
Viele Tschechen haben sich zwar an die uneingeschränkten Einkaufsmöglichkeiten gewöhnt. Eine diese Woche veröffentlichte Umfrage des Unternehmens-Netzwerks KPMG ergab jedoch: Für etwa zwei Drittel der Befragten wäre es kein Problem, wenn die Geschäfte an Sonntagen geschlossen blieben. Gegen ein Verkaufsverbot an Feiertagen sprach sich nur jeder Sechste aus. Vor allem die älteren Befragten hätten nichts gegen ein Ladenschlussgesetz. Die Jüngeren dagegen seien damit aufgewachsen, dass sie jeden Tag nahezu ohne Unterbrechung einkaufen können, erklärt dazu Karel Růžička vom Netzwerk KPMG: „Einen Einkauf in einem großen Einkaufszentrum verbinden sie mit einem Besuch im Kino oder in einem Restaurant, deshalb können sie sich nur schwer vorstellen, dass die Geschäfte geschlossen bleiben.“
Unter den Angestellten der großen Handelsketten, denen Gewerkschaftsvertreter es ermöglichen wollen, Feiertage mit ihren Familien zu verbringen, sei das Interesse groß, an Feiertagen zu arbeiten, behauptet der Präsident des Handels- und Tourismusverbandes Zdeněk Juračka. Wegen der hohen Zulagen könnten die Supermärkte an Feiertagen gar nicht alle Mitarbeiter beschäftigen, die an diesen Tagen eingesetzt werden wollen.
Bekenntnis zu Břeclav
Drastische Maßnahmen