Auf dem Holzweg
Die Forstunternehmen Less & Forest und Less & Timber sind bankrott
29. 4. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Matěj Baťha
Für die 300 Angestellten des größten tschechischen Forstbetriebs Less & Forest hat sich das Warten nicht gelohnt. Der Sanierungsplan und die angekündigte Übernahme des Unternehmens durch den Konzern Agrofert sind gescheitert. Das Kreisgericht in Prag hat Less & Forest in der vergangenen Woche in Insolvenz geschickt, die Mitarbeiter müssen entlassen werden. Für den Firmeneigentümer Jan Mičánek blieb das allerdings nicht die einzige schlechte Nachricht in der vergangenen Woche. Einen Tag nach Less & Forest wurde auch seine Gesellschaft Less & Timber, die hierzulande zu den führenden Holzverarbeitern gehört, in Insolvenz geschickt.
Die Banken hätten dem vorgeschlagenen Sanierungsplan für Less & Timber nicht zugestimmt, erklärte der Eigentümer des bankrotten Unternehmens Jan Mičánek am Mittwoch voriger Woche. Die Entscheidung des Gerichts muss Mičánek zufolge aber im Fall von Less & Timber nicht unbedingt Auswirkungen auf die Beschäftigten haben, da seitens der Gläubiger Interesse daran bestehe, das Unternehmen weiter zu betreiben. „Die Menschen sollten das theoretisch nicht einmal bemerken“, sagte der Eigentümer zu möglichen Auswirkungen der Insolvenz auf die etwa 300 Angestellten von Less & Timber. Die Frage sei jedoch, ob sich ein Investor finde, mit dem die Banken einverstanden wären. Laut Mičánek gibt es noch einen weiteren Interessenten an der insolventen Firma.
Sowohl der Forst- als auch der Holzverarbeitungsbetrieb sind Tochtergesellschaften von Mičáneks ebenfalls insolventer Firma Less, die Aufträge für die staatlichen Forstbetriebe Lesy ČR ausführte. Zu Beginn des Insolvenzverfahrens wurde bekannt, dass die Firmen der Less-Gruppe den Banken für gewährte Kredite fast 2,17 Milliarden Kronen (etwa 79 Millionen Euro) schuldeten. Weitere Verbindlichkeiten sollen sich auf mehr als 800 Millionen Kronen (rund 29 Millionen Euro) belaufen.
Für Less & Forest hatte es zunächst so ausgesehen, als könnte der Betrieb durch eine Übernahme gerettet werden. Ein Teil der Firma, die bisher ein Viertel der Staatswälder bewirtschaftete, wurde in die Nachfolgegesellschaft Nový Forest überführt. Diese sollte dem Sanierungsplan zufolge von Agrofert gekauft werden. Der Konzern, dessen Eigentümer Finanzminister Andrej Babiš (ANO) ist, zählte zu den Mitgliedern des Gläubigerausschusses und hatte für Nový Forest 112 Millionen Kronen (etwa 4,1 Millionen Euro) geboten.
Mitte April machte Agrofert jedoch einen Rückzieher. Geschäftsführer Josef Mráz zufolge lag das vor allem an den Auseinandersetzungen zwischen Jan Mičánek und den staatlichen Forstbetrieben Lesy ČR, die sich bereits zweimal gegen den vorgeschlagenen Sanierungsplan gestellt hatten. Aufgrund dieser Streitereien sei es auch nach einem Dreivierteljahr noch nicht zur Transaktion gekommen, so Mráz. Laut dem Vertrag habe Agrofert schon seit November vergangenen Jahres die Möglichkeit gehabt, sein Angebot zurückzuziehen, davon aber bis zuletzt nicht Gebrauch machen wollen, erklärte Konzern-Sprecher Karel Hanzelka: „Unser Ziel war es, die Firma Nový Forest zu übernehmen und damit unsere Position im Bereich Forstwesen zu stärken.“
Während Less-Chef Mičánek die Schuld für die gescheiterte Sanierung bei Lesy ČR sucht, weist Lesy-Sprecher Zbyněk Boublík die Anschuldigungen zurück. Ihm zufolge haben sich neben Lesy ČR auch zwei weitere Gläubiger gegen den Sanierungsplan ausgesprochen. Grund dafür seien nicht die Auseinandersetzungen mit Mičánek, sondern dass der Plan den Schutz der Rechte von Lesy ČR als Gläubiger nicht in einem ausreichenden Maße garantiere, sagte Boublík der Tageszeitung „Hospodářské noviny“.
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