Eine längst fällige Würdigung
Der Film „Olga“ zeigt ein facettenreiches Bild der einstigen First Lady
14. 5. 2014 - Text: Annika NielsenText: Annika Nielsen; Foto: olgafilm.cz
Sie war nicht nur Václav Havels engste und verlässlichste Vertraute, sondern auch seine Komplizin im Kampf um die Bürgerrechte. Lediglich als Frau an seiner Seite kann man Olga Havlová demnach nicht bezeichnen. Das macht auch der kürzlich in den tschechischen Kinos angelaufene Dokumentarfilm „Olga“ nicht. Regisseur Miroslav Janek widmet der ehemaligen First Lady ein umfassendes Porträt, das ihre Persönlichkeit, ihren Antrieb und die Umstände der Zeit, in der sie lebte, zu rekonstruieren versucht.
Ein großes Anliegen war es auch, Olga Havlová und ihr Wirken einer jüngeren, mit ihrer Person weniger vertrauten Generation vorzustellen und näherzubringen. Dabei ist es nicht das Ziel, neue Fakten ans Licht zu bringen oder überraschende Wahrheiten zu enthüllen, wie die Filmemacher rund um Janek betonen. Olga Havlová soll vor allem selber zu Wort kommen. Getragen wird die Biografie-Doku deshalb von originalem, oft unbekanntem Bild- und Tonmaterial. Der Regisseur lässt ergänzend Zeitzeugen, Freunde und Weggefährten Havlovás zurückblicken, darunter die Schauspielerinnen Anna Freimanová und Jane Fonda oder der Musiker und Autor Vratislav Brabenec. Freimanová arbeitete zudem auch am Drehbuch des Films mit.
Soziales Engagement
Das Leben des ab 1964 verheirateten Dissidenten-Paares ist keineswegs Neuland für Janek. Im Jahr 2007 stellte er den Dokumentarfilm seines 2006 verstorbenen Kollegen Pavel Koutecký „Občan Havel“ („Bürger Havel“) fertig. Der Tribut an den Dichterpräsidenten war mit über 160.000 Zuschauern der erfolgreichste tschechische Dokumentarfilm nach 1989. Zusammen mit demselben Team bringt Janek nun also das Porträt seiner außergewöhnlichen Frau auf die Leinwand. Außergewöhnlich war vor allem ihr politisches und soziales Engagement: Unter anderem war sie Mitunterzeichnerin der „Charta 77“, übernahm Václavs Samisdat, als dieser im Gefängnis saß und gründete 1990 die Stiftung „Komitee des guten Willens“ für die Verbesserung von Waisen- und Behindertenheimen. Als einzige durfte sie mit ihrem Mann im Gefängnis Kontakt halten und konnte ihm so nicht nur persönlich Kraft geben und den Rücken stärken, sondern ihn auch fortlaufend mit politischen Nachrichten und Informationen versorgen.
Als Havel 1993 erneut zum Präsidenten gewählt wurde, war die vom tschechischen Volk geliebte und verehrte Bürgerrechtlerin bereits an Krebs erkrankt. Drei Jahre später erlag sie der Krankheit im Alter von 62 Jahren.
„Markus von Liberec“
Geheimes oder Geheimnistuerei?