Käse mit Geschichte
Die fünf Molkereien von Madeta verarbeiten täglich eine Million Liter Milch
4. 6. 2014 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: Madeta
Wenn im Libanon jemand eine Vorstellung davon hat, wie es in Südböhmen aussieht, dann ist das höchstwahrscheinlich Madeta zu verdanken. Das Unternehmen, das seit 1996 in Familienbesitz ist und zu seinen wichtigsten ausländischen Absatzmärkten den Libanon zählt, hat das Adjektiv „jihočeské“ („südböhmisch“) zu seinem Markenzeichen gemacht. Es verkauft viele seiner Produkte nicht nur mit entsprechender Aufschrift, sondern auch mit stilisierten Häuserfassaden, die typisch für die Region sind, aus der die Produkte stammen.
Tatsächlich ist das Unternehmen eng mit der Region verbunden, nicht nur, weil es täglich etwa eine Million Liter Milch verarbeitet, die von einheimischen Bauern geliefert wird. Madeta kann auch auf eine mehr als hundertjährige Tradition in Südböhmen zurückblicken. Um das Jahr 1902 wurde die Firma in Tábor gegründet, damals als „Mlékařské družstvo táborské“ („Molkereigenossenschaft Tábor“).
Die Anfangsbuchstaben inspirierten die Besitzer zum Namen Madeta. Es folgte der Bau einer ersten Molkerei in Tábor, wenige Jahre später war Madeta der größte Milchverarbeiter in Böhmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb verstaatlicht und als „Jihočeské mlékárny“ („Südböhmische Molkereien“) mit anderen zusammengelegt.
In den siebziger Jahren kam der jetzige Vorstandsvorsitzende und Generaldirektor erstmals mit dem Unternehmen in Berührung. Milan Teplý recherchierte damals für seine Diplomarbeit über die Veränderungen von Aminosäuren während des Schmelzprozesses bei der Frischkäseherstellung. Für seine Analysen und Versuche verbrachte er drei Wochen in der Madeta-Molkerei in Řípec. Nach seinem Abschluss kehrte er bald in den Staatsbetrieb zurück, um das Werkslabor der Molkerei in Budweis zu leiten.
In der Milchbranche arbeitete schon sein Onkel Miloš in hoher Position und auch Milan machte Karriere: Er wurde zunächst Leiter der Produktion, nach dem Umsturz im Jahr 1989 bereitete er die Privatisierung des Unternehmens vor, dessen Eigentümer zunächst die Besitzer von 36 Fonds wurden, bis Milan Teplý 1996 beschloss, alle Anteile an der Gesellschaft zu erwerben.
Derzeit hat Madeta fünf Werke. Die Molkerei in Řípec ist seit 1952 auf Schmelzkäse spezialisiert, die in Planá nad Lužnicí vor allem auf Butter und Käsesorten wie Edamer, Gouda und Mozzarella. In Jindřichův Hradec werden neben Romadur auch verschiedene Joghurt- und Quarkprodukte hergestellt, in Pelhřimov Milch, Sahne und Buttermilch und in Český Krumlov der Blauschimmelkäse Niva. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt etwa 1.600 Mitarbeiter. Im Jahr verarbeiten sie gemeinsam fast 370 Millionen Liter Milch zu etwa genauso vielen Einzelprodukten – damit bezeichnet sich Madeta selbst als größten milchverarbeitenden Betrieb des Landes.
Der Umsatz belief sich im vergangenen Jahr auf 5,2 Milliarden Kronen, etwa 18 Prozent davon erwirtschaftete das Unternehmen im Ausland. Die beliebtesten Exportartikel sind Butter, Trockenmilch und weißer Naturkäse. Zu den wichtigsten ausländischen Märkten zählen neben dem Libanon die EU-Staaten sowie einige asiatische Länder.
Butter, Milch, Käse – mit diesem Sortiment gehört Madeta zu den bekanntesten tschechischen Unternehmen, die nicht nur in Familienbesitz sind, sondern auch von den Mitgliedern dieser Familie geführt werden. In einer Serie stellt die „Prager Zeitung“ die am Umsatz gemessen größten tschechischen Familienunternehmen vor.
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