Kunst bei Mondschein

Kunst bei Mondschein

Am Samstagabend laden Prager Kulturinstitutionen zur elften Museumsnacht

11. 6. 2014 - Text: Franziska BenkelText: Franziska Benkel; Foto: pmn

 

Eine spätabendliche japanische Teezeremonie im Kinsky-Palais? Um Mitternacht in der Spanischen Synagoge wandeln? Bei Mondschein böhmische Barockkunst betrachten? All das ist möglich, und sogar in nur einer einzigen Nacht. Am Samstag öffnen Museen, Galerien, historische Gebäude und höhere Bildungsstätten der Hauptstadt ihre Türen für kulturinteressierte Nachtschwärmer. Die elfte Prager Museumsnacht lockt mit einem umfangreichen und vielseitigen Programm.

Von 19 bis 1 Uhr sind in den 70 Gebäuden der etwa 40 teilnehmenden Institutionen Ausstellungen, Filme, Theateraufführungen und vieles mehr zu sehen. Einige von ihnen bieten auch Lesungen, Konzerte sowie ein spezielles Kinderprogramm an. Der Eintritt ist wie immer frei, lediglich für den Gang durch die Ehrengruft (Slavín) auf dem Vyšehrader Friedhof wird ein symbolischer Preis von einer Krone verlangt. Ebenso bieten die Verkehrsbetriebe einen speziell eingerichteten Shuttle-Service zum Nulltarif an. Insgesamt elf Buslinien verkehren zwischen den teilnehmenden Veranstaltungsorten. Die zentrale Haltestelle befindet sich am Jan-Palach-Platz, direkt neben dem Rudolfinum. Hier sowie am Wenzelsplatz weisen Helfer in Informationszelten den Besuchern den Weg und geben nützliche Tipps.

Erstmals beteiligen sich auch die Futura-Galerie für zeitgenössische Kunst in Smíchov sowie die Fakultät für Mathematik und Physik der Karls-Universität an der Museumsnacht. Neben einer internationalen Grafikdesign-Ausstellung können Besucher im Garten der Futura-Galerie zwischen zwei riesigen Skulpturen von David Černý Gegrilltes und Live-Musik genießen. Moderne, von Nachwuchskünstlern erschaffene Werke stehen ebenfalls in der Akademie der musischen Künste am Kleinseitner Platz (Malostranské náměstí) und im Kunstgewerbemuseum in der Straße des 17. November im Mittelpunkt. Beide Institutionen stellen aktuelle Semester- und Abschlussarbeiten von Kunst- und Filmstudenten vor.

Das kulturelle Großereignis bietet auch die Möglichkeit, Bauwerke zu besichtigen, die sonst verschlossen bleiben oder nur für ein hohes Entgelt zugänglich sind. So stehen den Besuchern neben der Spanischen und der Klausen-Synagoge auch das Lapidarium in Holešovice offen.

Selbstverständlich sind auch sämtliche Ableger des Nationalmuseums und der Nationalgalerie vertreten. Im Hauptgebäude des Nationalmuseums ist die aktuelle Schau rund um das Thema Geld und dessen Einfluss innerhalb der Kunstwelt zu sehen. In der Gedenkstätte auf dem Žižkover Vítkov-Hügel dreht sich alles um die wechselvolle Beziehung von Politik und Musik in der Geschichte des Landes.

Das überwältigende Angebot der Veranstaltung bedingt eine sorgfältige Planung. Darum gilt: Weniger ist oft mehr. Im besten Fall überlegt man schon einige Tage im Voraus, wohin es einen zieht. Auf der in Tschechisch und Englisch abrufbaren Homepage der Museumsnacht kann man ein individuelles Programm erstellen. Unter „My Museums“ finden sich die Ausstellungen, unter „My Nights“ alle übrigen Veranstaltungen. So erhält man detaillierte Beschreibungen zu den Events, einen exakten Lageplan und sogar Informationen zur passenden Busverbindung. Zusätzlich existiert eine mobile Version, auf die über ein internet­fähiges Handy zugegriffen werden kann.

Den Kulturstress hinter sich lassen, ein Getränk an der Bar bestellen und das Tanzbein schwingen: Möglichkeit dazu bietet die MeetFactory in Smíchov, wo die Aftershow-Party über die Bühne geht. Hier macht vor allem das junge Publikum die (Museums-)Nacht zum Tage, und das weit über 1 Uhr hinaus.

Informationen unter www.prazskamuzejninoc.cz