Alles hat ein Ende

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Versandhändler Amazon gibt Logistikzentrum in Brünn auf

25. 6. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: APZ

Der amerikanische Internet-Versandhändler Amazon gibt seine Pläne für das Brünner Industriegebiet Černovická terasa auf. Für ihr Logistikzentrum suche die Firma einen anderen geeigneten Standort in Mittel- und Osteuropa, sagte am Dienstag Karel Taschner, Unternehmenssprecher für Tschechien.

Amazon hatte in Brünn Investitionen in Höhe von drei Milliarden Kronen und bis zu 1.500 Arbeitsplätze versprochen. Viele Anwohner in den angrenzenden Stadtteilen wehrten sich gegen die geplante Ansiedlung. Auch die Brünner Stadtverordneten waren sich uneins und stimmten erst gegen, dann für den Verkauf des Grundstücks an den Bauträger CTP, der die Ansiedlung von Amazon vorbereiten sollte.

Der Versandhändler hatte zwischenzeitlich schon einmal erklärt, nach alternativen Standorten zu suchen. Danach hatten sich Premierminister Bohuslav Sobotka sowie Industrie- und Handelsminister Jan Mládek (beide ČSSD) mit Unternehmensvertretern getroffen. Nun ist das Hin und Her offenbar beendet, auch wenn Brünns Oberbürgermeister Roman Onderka (ČSSD) glaubt, dass auch diese Entscheidung nicht endgültig sei. „Amazon hat nicht gesagt, dass es nicht mehr mit Brünn rechnet, sondern nur, dass es sich nicht mehr um den Standort bemüht“, deutete Onderka die Aussagen des Konzerns. Seine Partei hatte zuletzt für den Verkauf des Grundstücks an den Bauträger sowie die nötige Änderung des Flächennutzungsplans gestimmt, die es ermöglicht, in dem Gewerbegebiet Lagerhallen oder Anlagen für chemische Industrie zu bauen.

Libor Šťástka von der Brünner ODS, die sich gegen den Verkauf ausgesprochen hatte, beurteilt die Lage anders als Onderka. Die Entscheidung zeige, „dass ohne Amazon über Amazon abgestimmt wurde und dass es eher um das Interesse des Bauträgers an dem städtischen Grundstück ging“, kommentierte er die neuesten Aussagen von Amazon. Wie auch der Südmährische Kreishauptmann Michal Hašek (ČSSD) wies Šťástka darauf hin, dass CTP vor wenigen Wochen angekündigt hatte, es ziehe einen Verkauf der tschechischen Teile der Firma in Betracht.

In diesem Zusammenhang könnten Grundstücke in einem Gewerbegebiet, die nicht nur für die Produktion, sondern auch als Lager genutzt werden dürfen, einen höheren Wert für das Unternehmen haben – die Änderung des Flächennutzungsplans habe so vor allem dem Bauträger genutzt, argumentieren Kritiker wie Šťástka. Onderka dagegen erklärte, er wisse nicht über die Absichten von CTP in Tschechien. Das Unternehmen selbst bedauere die Entscheidung von Amazon und werde die Suche nach einem anderen Investor fortsetzen, teilte CTP-Chef Remon Vos mit.

Amazon-Sprecher Taschner zufolge ist das Aus für Černovická terasa in Brünn keine Absage an Tschechien. Für ein zweites Logistikzentrum des Versandhändlers im Land – das erste soll demnächst in Dobrovíz bei Prag entstehen – will sich auch der Industrieminister weiterhin persönlich einsetzen. „Wir werden alles unternehmen, damit wir uns gegen die Konkurrenz aus den umliegenden Ländern durchsetzen, die gerne von dieser wichtigen Investition profitieren würden“, so Mládek.