Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Die Ostdeutsche Galerie Regensburg zeigt zeitgenössische Fotografien zum Thema Heimat
26. 6. 2014 - Text: Franziska NeudertText: fn/kogr; Foto: Žaneta Zmudová
Was ist Heimat? Ist sie der Ort der Kindheit oder der Herkunft? Bedeutet Heimat Familie und Freunde, Sprache oder Religion oder die Zugehörigkeit zu einem Kulturkreis? Lässt sich Heimat immer auf einer Landkarte lokalisieren oder ist sie nicht vielmehr ein Gefühl?
Eine Annäherung an diese Fragen präsentiert die Ausstellung „Heimat? Osteuropa in der zeitgenössischen Fotografie“ in der Ostdeutschen Galerie Regensburg. Etwa 180 Fotografien von 13 Künstlern aus Tschechien, Rumänien, Bulgarien, Russland und Deutschland vermitteln unterschiedliche Perspektiven auf das Thema.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und den damit einhergehenden gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen prägte gerade in den Ländern des ehemaligen Ostblocks die Suche nach identitätsstiftenden Bezugspunkten das tägliche Leben der Menschen. In der künstlerischen Verarbeitung dieser Entwicklungen spielte die Fotografie eine bedeutende Rolle: als ein Medium, das zugleich Vorstellungen prägt und Erinnerung konstituiert.
Landschaften, Architektur, Menschen und alltägliche Gegenstände bilden wiederkehrende Motive der Ausstellung. Ein Apfel, eine Wäscheleine, ein Teppich, Häuser und Gärten: Es sind vertraute Objekte, die man in den Bildern findet. Zugleich strahlen sie auch fremd Anmutendes aus – unbekannte Facetten aus den Ländern im östlichen Europa, aus denen die Fotografen stammen oder die sie mit ihrer Kamera erkundet haben.
Ein Schwerpunkt der bis 7. September in Regensburg ausgestellten Werke liegt auf der Perspektive der jüngeren Generation, die sich vor allem mit dem Verlust von Heimat infolge des Zweiten Weltkrieges auseinandersetzt. In ihren Arbeiten äußert sich dieser Ansatz beispielsweise in einer Suche nach der eigenen Familiengeschichte und Identität. Das Leitmotiv dieses Teils der Ausstellung bildet die kritische Reflexion der komplizierten politischen Vergangenheit durch das Medium Fotografie.
Ein weiterer Fokus liegt auf der Frage, was Heimat heute in jenen Ländern bedeuten kann. Dabei dreht es sich gerade um den Aspekt der Verortung: die Suche nach der Heimat in einem Netz familiärer und freundschaftlicher Beziehungen, in einer bestimmten Region oder in Bezug auf die eigene Kindheit. In der Auseinandersetzung mit Zukunftsaussichten, der schwierigen Lage auf dem Arbeitsmarkt oder der unfreiwilligen Heimatlosigkeit der Roma eröffnen die Fotografien ein weites Spannungsfeld zwischen Tradition und Fortschritt, Vergangenheit und Zukunft.
Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg beschäftigt sich mit dem künstlerischen Erbe der ehemals deutsch geprägten Gebiete in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa sowie mit der gegenwärtig dort entstehenden Kunst. Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Begleitprogramm ergänzt. So erwarten Besucher neben kommentierten Führungen durch die Schau eine Tanz-Choreografie zum Thema Heimat oder ein Kunstfrühstück.
„Heimat? Osteuropa in der zeitgenössischen Fotografie“. Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, geöffnet: täglich außer montags 10 bis 17 Uhr, donnerstags 10 bis 20 Uhr, Eintritt: 6 Euro (ermäßigt 4 Euro), www.kunstforum.net
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