Problemzone Parkplatz

Problemzone Parkplatz

Die Stadtverwaltung will dem Parkproblem im Zentrum mit neuer Technik und Farbspielen begegnen

26. 6. 2014 - Text: Marcus HundtText: Marcus Hundt; Foto: Franziska Neudert

 

„Ich drehe schon seit Stunden hier so meine Runden, es trommeln die Motoren, es dröhnt in meinen Ohren, ich finde keinen Parkplatz, ich komm’ zu spät zu dir, mein Schatz. Du sitzt bei Kaffee und Kuchen und ich muss weiter suchen…“

Autofahrer, die in der Prager Innenstadt unterwegs sind, können ein Lied davon singen (und nicht nur die Zeilen von Herbert Grönemeyer): Seit Einführung der Parkzonen – die ersten entstanden 1996 in der Altstadt – haben es vor allem Auswärtige schwer, einen öffentlichen Parkplatz zu finden. Denn der größte Teil der Parkflächen ist lediglich den Anwohnern der jeweiligen Bezirke vorbehalten. Das umstrittene Parksystem umfasst bisher die Stadtbezirke 1, 2, 3, 7 und Teile des 16. Bezirks, weitere sollen folgen.

Parkschein per App
Künftig sollen auch Fahrer ohne Parkausweis ihr Auto an einem beliebigen Platz im Innenstadtbereich abstellen können. So sieht es ein Plan der Stadtverwaltung vor, der in der vergangenen Woche vorgestellt wurde. Doch kann er die Situation wirklich lösen?
Wer kein Smartphone besitzt, hat Pech gehabt. Denn den Parkschein muss man laut Stadtverwaltung virtuell über eine entsprechende App erwerben.

Wer sein Auto über Nacht oder längere Zeit an einem Ort stehen lassen will, hat das gleiche Problem wie zuvor. Denn der Fahrschein, mit dem man in den sogenannten blauen Zonen (bezogen auf die Farbe der Markierung) parken kann, ist nur für zwei Stunden gültig.

Danach könnte das Auto abgeschleppt werden oder an der Windschutzscheibe ein Strafzettel warten. Denn nicht nur Grönemeyer weiß: „An jeder Ecke steh’n Politessen, lauern wie Panther zum Sprung bereit. Hier kannste nicht parken, das kannste vergessen. Haben alles im Griff weit und breit.“

Ergibt der Vorschlag der Stadt­oberen eigentlich überhaupt einen Sinn? „Ja, für Gewerbetreibende zum Beispiel“, meint der Stellvertreter des Prager Oberbürgermeisters, Jiří Nouza (TOP 09). Und wie ist man auf die Idee gekommen? „Die blauen Zonen werden zu bestimmten Tageszeiten kaum genutzt, die freien Parkplätze bleiben unbesetzt. Da müssen wir Abhilfe schaffen“, sagt Nouza.

Die maximale Parkdauer von zwei Stunden gilt auch für die verhältnismäßig seltene Parkzone, die in der Farbe Orange gekennzeichnet ist. Dort kann bisher an Parkautomaten mit Bargeld oder Geldkarte bezahlt werden – und vielleicht auch bald mit der App der Stadtverwaltung.

Mehr Aufwand?
Ob das neue System tatsächlich eingeführt wird, entscheidet sich erst nach einer Testphase, die von September bis Dezember dieses Jahres laufen soll. Polizeibeamte können dann angeblich über einen Handscanner Falschparker entdecken. Zudem soll ein spezielles System in die Polizeiautos integriert werden, das die notwendigen Daten erfassen kann.

Ist das nicht zu viel Arbeit für die Polizisten? „Nein, die Kontrollen laufen dadurch nicht weniger schnell ab“, ist der stellvertretende Oberbürgermeister überzeugt. Schließlich habe er das mit eigenen Augen gesehen. „In Spanien saß ich selbst in so einem Fahrzeug und dort funktionierte es sehr gut“, so Nouza. Wenn es auch keinen zusätzlichen Aufwand für die Polizisten bedeuten würde, die Autofahrer, die das Smartphone-Prinzip nutzen wollen, sollten etwas Zeit mitbringen. Denn für das neue System müssen sie sich und ihr Fahrzeug erst einmal registrieren.

Das alles hört sich irgendwie sehr umständlich an. Wer nicht in der Prager Innenstadt wohnt, wird wohl leider auch künftig seine Runden drehen und ein Lied von der Parkplatzsuche singen können. Vielleicht sollte er besser ganz auf das Auto verzichten.

Drei Farben – drei Zonen

Blaue Zone | Ist nur Anwohnern des jeweiligen Stadtbezirks vorbehalten. Der Name im Personalausweis oder Reisepass muss mit dem im Fahrzeugschein identisch sein. Parkausweis für maximal ein Jahr gültig, Kosten: 700 Kronen pro Jahr

Orange Zone | Hier dürfen auch Auswärtige parken, höchstens jedoch für zwei Stunden. Für 60 Minuten zahlt man am Parkautomaten zwischen 20 und 40 Kronen. Anwohner mit Parkausweis können auch in dieser Zone bedenkenlos ihr Auto abstellen.

Grüne Zone | Unterscheidet sich von der orange Zone nur in der Parkdauer, die hier maximal sechs Stunden beträgt.

Geplante Neuerungen: Für die blaue Zone soll es zwei unterschiedliche Parkausweise geben: einen, der sich auf den gesamten Stadtbezirk bezieht und einen für einen bestimmten Bereich des Stadtbezirks (letzterer soll weniger kosten). Anwohner mit Parkausweis sollen ihr Auto nur noch in der blauen und in einer neu geschaffenen violetten Zone ohne zusätzliche Gebühren abstellen dürfen. In der violetten, orange und grünen Zone können nach Bezahlung auch Nicht-Anwohner parken.   (PZ)

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