Teurer Spaß
Seit 100 Jahren sind die Kontrolleure der Prager Verkehrsbetriebe Schwarzfahrern auf der Spur
2. 7. 2014 - Text: Franziska NeudertText:fn/čtk; Foto: Daniel Lobo
Wer heute ohne Fahrschein in den Bussen und Bahnen der Hauptstadt erwischt wird, dem vergeht schnell der Spaß: Mit 1.500 Kronen Bußgeld (etwa 55 Euro) kostet die erschlichene Fahrt das 32-Fache des regulären Ticketpreises. Das war nicht immer so. Bis vor 100 Jahren kamen blinde Passagiere noch mit einem Rüffel und der nachträglichen Erstattung der Fahrkarte davon. Erst 17 Jahre nachdem die Städtische Eisenbahn ihren Betrieb aufgenommen hatte, entschlossen sich die Prager Verkehrsbetriebe (DPP), gegen das Schwarzfahren vorzugehen: Seit 1. Juli 1914 ahnden sie es mit einer Geldstrafe.
Ursprünglich wurde die neue Verkehrsordnung eingeführt, um die Straßenbahnregelungen auf dem Gebiet der Habsburgermonarchie zu vereinheitlichen. In Wien mussten Passagiere ohne Fahrschein bereits zwei Jahre zuvor – seit 1912 – mit einer Strafe rechnen. In Prag richtete sich der Fahrpreis seinerzeit nach der Anzahl der durchfahrenen Zonen. Davon wurde auch das Bußgeld abgeleitet. Bei einem Fahrpreis von 30 Hellern für insgesamt zehn Zonen musste ein Schwarzfahrer mit einer Krone etwa das Dreifache an Strafe zahlen. Die Bußgelder stiegen über die Jahre hinweg kontinuierlich an – das Verhältnis zum Fahrkartenpreis blieb dabei schwankend. So mussten Schwarzfahrer 1985 das Hundertfache des Ticketpreises entrichten, 1926 war es nur knapp fünfmal so viel.
Als Beleg für ihren Verstoß erhielten die blinden Passagiere in der Anfangszeit einen „kuriosen Beleg“, wie DPP-Sprecher Jiří Štábl erklärt: Ihnen wurden alte Strafzettel für die Beschädigung von Fahrzeugen ausgestellt. Gingen die Kontrolleure anfangs noch in Uniform auf ihren Streifzug, trugen sie bald zivile Kleidung. Einzig ein Hut machte auf ihren speziellen Einsatz aufmerksam.
Heute registrieren die Kontrolleure der Verkehrsbetriebe jährlich rund 250.000 Schwarzfahrer. Dem Unternehmen bescheren die Passagiere ohne Fahrschein damit Einbußen in Höhe von etwa 360 Millionen Kronen (rund 13 Millionen Euro). Durch die Bußgelder hat die DPP im vergangenen Jahr etwa 136 Millionen Kronen eingenommen. Derzeit befinden sich 150 Kontrolleure auf der Suche nach den „Übeltätern“.
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