Strittiges Lebenswerk

Strittiges Lebenswerk

Jüdische Gemeinde kritisiert Vergabe des Karlsbader Filmpreises an Mel Gibson

10. 7. 2014 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: JJ Georges

Am vergangenen Freitag ist Hollywood-Star Mel Gibson für sein Lebenswerk mit dem Karlsbader Kristallglobus ausgezeichnet worden. Die Entscheidung, dem Filmemacher einen der bedeutendsten Preise im europäischen Filmgeschäft zu verleihen, stieß jedoch nicht nur auf Zustimmung. Kurz vor der Eröffnung der 49. Filmfestspiele in der Kurstadt ließ die Föderation der jüdischen Gemeinden in Tschechien verlauten, sie nehme die Auszeichnung für den 58-jährigen US-Amerikaner mit Besorgnis und Bedauern zur Kenntnis.

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Petr Papoušek verwies in einem offenen Brief an Festivaldirektor Jiří Bartoška auf Gibsons Historiendrama „Die Passion Christi“ von 2004. Der Film stelle klassische Vorurteile vom bösen und blutrünstigen Juden dar, der für den Tod Jesu verantwortlich sei. „Wir fühlen uns nicht befugt, Mel Gibsons Fähigkeiten als Filmemacher zu beurteilen, finden es aber trotzdem bedenklich, dass die Karlsbader Filmfestspiele eine Plattform für xenophobe und antisemitische Meinungen zu werden drohen“, so Papoušek in dem Schreiben. Die Antwort der Festivalleitung kam postwendend. Man respekiere die Meinung der jüdischen Gemeinde, zeichne den Regisseur und Schauspieler aber nur für die filmisch-künstlerischen Aspekte seiner Karriere aus. Weiter wolle man die Sache nicht kommentieren.

Mel Gibson sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Negativ-Schlagzeilen. Der zweifache Oscar-Gewinner gilt als christlich-konservativ und hatte sich bereits mehrfach öffentlich – und unter Alkoholeinfluss – abfällig über Juden geäußert. Beim Karlsbader Filmfestival stand „Die Passion Christi“ nicht auf dem Programm. In einer Retrospektive wurden das Ethno-Actiondrama „Apocalypto“ und „Mad Max“ gezeigt. Mit dem Film feierte Gibson 1979 seinen Durchbruch als Schauspieler.

Bis zum roten Teppich in Karlsbad drangen die kritischen Töne nicht durch. Gibson wurde während seines Besuchs weder von Journalisten noch beim offiziellen Festivalinterview zu den Bedenken der jüdischen Gemeinde befragt.