Die tönernen Soldaten des Kaisers

Die tönernen Soldaten des Kaisers

Die Prager Burg stellt 90 Exponate aus der Chinesischen Schatzkammer vor

20. 8. 2014 - Text: Eva FamullaText und Foto: Eva Famulla

 

Filigrane Figuren, tönerne Krüge, bronzene Buddhas – die Schätze des Alten China sind vielfältig und beeindrucken mit ihrer Farbenpracht und Lebendigkeit. Farben haben in China eine besondere Bedeutung. Die fünf Grundtöne werden je einem Element zugeordnet: Rot steht für Feuer, Schwarz für Wasser, Grün für Holz, Gelb für Erde und Weiß für Metall. Das ist vor allem in der altchinesischen Kunst entscheidend, in der besonders das Keramik- und Porzellanhandwerk eine lange Tradition hat.

Wie Künstler im Alten China mit der Farbenvielfalt gespielt haben, kann man derzeit auf der Prager Burg sehen. Im Kaiserlichen Pferdestall (Císařská konírna) werden bis Anfang November 90 Schätze aus dem Reich der Mitte ausgestellt. Die Exponate stammen aus drei Museen der Volksrepublik. Die chinesische Kultur ist eine der ältesten der Erde – so sind die ausgestellten Stücke Zeitzeugen einer 5.000 Jahre langen Geschichte vom Neolithikum bis zur letzten Kaiserdynastie.

Den Höhepunkt der Ausstellung bilden die Statuen aus der berühmten Terrakotta-Armee des ersten chinesischen Kaisers Qin Shihuangdi. Im Jahre 1974 entdeckte ein Bauer die gigantische Grabanlage des Herrschers durch Zufall. Die 8.000 tönernen Soldaten wachten zu Fuß oder zu Pferde und mit Waffen ausgestattet an der letzten Ruhestätte Qin Shihuangdis. Sie sind nach Vorbild der kaiserlichen Armee geformt. Das Grabmal zählt neben den ägyptischen Pyramiden zu den größten Bauwerken der Menschheit. Zwei der Soldaten haben die Reise auf sich genommen und sind nun auf dem Hrad­schin zu finden.

Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut. Im ersten Teil werden Exponate von der Jungsteinzeit bis zur Tang-Dynastie (618 bis 907 n. Chr.) gezeigt, darunter die ersten Goldmünzen und Grabfiguren aus Keramik. Der zweite Abschnitt enthält Stücke, die zwischen dem ersten und zehnten Jahrhundert entstanden. Das Keramik- und Porzellanhandwerk steht im Vordergrund. Im dritten Teil, der die Zeitspanne bis 1911 umfasst, werden unter anderem buddhistische Kunst und Roben aus der Qing-Dynastie vorgestellt.

Die Exposition nimmt nur einen Raum ein und führt mit kurzen Beschreibungen durch die Geschichte des Alten China. Mehr Erklärungen zu den Epochen hätten der Ausstellung gut getan; ganz ohne Vorkenntnisse wird es schwierig, dem schnellen Zeitwandel zu folgen. Wer sich jedoch von der Einmaligkeit und Vielfalt der altchinesischen Kunst überzeugen will, ist am richtigen Ort. Die Präzision und das Feingefühl, mit denen die Künstler ihre Werke fertigten, ist bewundernswert. China wird nicht nur aufgrund seiner Bevölkerungszahl als große Nation bezeichnet.

Schätze des Alten China. Císařská konírna in der Prager Burg (Hrad II. nádvoří 198, Prag 1), geöffnet: täglich 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 120 CZK (ermäßigt 60 CZK), bis 9. November, www.kulturanahrade.cz

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