Erinnerungen an Buenos Aires
Tschechien spielt in Frankreich um die dritte Davis-Cup-Finalteilnahme in Folge
10. 9. 2014 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: Vladsinger
Zuletzt gelang es den Schweden, über Jahre hinweg die dominierende Mannschaft im wichtigsten Team-Wettbewerb des Tennissports zu stellen. Die besten Spieler hießen damals Magnus Norman, Jonas Björkman und Magnus Gustafsson – keine Namen, die den Experten übermäßig beeindrucken. Zwischen 1996 und 1998 schafften sie dennoch das, wovon Tschechiens Team-Kapitän Jaroslav Navrátil nun träumt: den Endspiel-Hattrick. Am Wochenende reisen die Titelverteidiger Tomáš Berdych (ATP 6), Lukáš Rosol (27), Radek Štěpánek (38) und Jiří Veselý (77) nach Paris, um die zuletzt stark aufspielenden Gastgeber zu schlagen und zum dritten Mal in Folge ins Finale einzuziehen.
„Bei den US Open habe ich gerade alle Spieler des Gegners beobachtet und ich muss gestehen, dass die Franzosen mir schon ein wenig Angst einjagen“, sagte Navrátil bei der Bekanntgabe seines Kaders. Anschließend relativierte der 57-jährige Coach seine Aussage, indem er eifrig die Stärken seines Teams in den Vordergrund rückte: „Seit gut drei Jahren haben wir keine Davis-Cup-Begegnung mehr verloren. Und wir verfügen über viel Erfahrung.“
Das stimmt zweifelsohne, doch die Franzosen treten mit Jo-Wilfried Tsonga (ATP 11), Gaël Monfils (18), Richard Gasquet (21) und Julien Benneteau (29) an. Diese vier Profis vereinen insgesamt mindestens genauso viel Erfahrung. Und allesamt befinden sie sich zur Zeit in beachtlicher Form. Der 28-jährige Monfils unterlag in New York erst im Viertelfinale in fünf hart umkämpften Sätzen an Altmeister Roger Federer. Die Franzosen wollen vor heimischem Publikum an glorreiche Zeiten anknüpfen. Das letzte Mal gewann ein Team der Grande Nation 2001 die „hässlichste Salatschüssel der Welt“. Die Generation Tsonga/Monfils spielte damals noch auf der Junioren-Tour.
Spielort wird der legendäre Centre Court in Roland Garros sein, die Unterlage somit Sand – nicht unbedingt der Lieblingsbelag der Tschechen. „Ich möchte an das Halbfinale im Jahr 2012 erinnern. Da waren wir in Buenos Aires, auf demselben Belag, klarer Außenseiter gegen die Argentinier. Und wir gewannen trotzdem“, erinnert sich Tschechiens Nummer eins Tomáš Berdych an das Meisterstück im Herbst vor zwei Jahren. Danach holte man sich im Endspiel gegen die Spanier zum ersten Mal nach 32 Jahren wieder den begehrten Pokal. Ein Jahr später folgte das Double mit einem Auswärtssieg in Belgrad gegen die Serben um Novak Đoković.
Beide Male konnten die Tschechen im entscheidenden Moment davon profitieren, dass beim Gegner ein wichtiger Spieler ausfiel. 2012 war es Rafael Nadel, 2013 der diesjährige Überraschungssieger der US-Open Marin Čilić. Selbst wenn dies gegen die Franzosen wieder der Fall sein sollte und kurzfristig ein Spieler beim Gegner passen müsste, wäre der Kader nominell immer noch stärker einzuschätzen als der tschechische.
Gleichzeitig sorgt sich Kapitän Navrátil um den Gesundheitszustand von Radek Štěpánek. Der 35 Jahre alte Routinier war beim Joggen umgeknickt und musste in den vergangenen Tagen eine Trainingspause einlegen. Gerade bei Spielen auf Sand kann das problematisch sein – die Umstellung von Hart- auf Sandplatz ist nicht einfach. Navrátil wehrt solche Stimmen ab: „Alle unsere Cracks sind auf Sand groß geworden, ich sehe da keine Probleme.“
Wer bei den Tschechen neben dem gesetzten Berdych als zweiter Einzelspieler zum Einsatz kommen könnte, will der Kapitän nicht verraten. Štěpánek soll bis Freitag wieder voll einsatzfähig sein. Vielleicht gehört diese Meldung aber auch zum üblichen taktischen Geplänkel, um den Gegner im Ungewissen zu lassen. Lukáš Rosol steht jedenfalls bereit. Für das samstägliche Doppel dürfte die Besetzung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Berdych/Štěpánek heißen, die beiden Garanten für die Höhenflüge der letzten Jahre und Helden von Buenos Aires.
„So schlimm war`s nicht“
Die Messi-Show