Kommentar: Kein Wunschkonzert
Jammern über „schlechtes Ressort“ ist unangebracht
17. 9. 2014 - Text: Marcus HundtText: Marcus Hundt; Foto: TPCOM
Dem Gros der Politiker fiel als Reaktion auf die Ernennung von Věra Jourová zur EU-Kommissarin für Justiz, Verbraucherpolitik und Gleichstellung nur ein Wort ein: zklamání – Enttäuschung. Die Einzige jedoch, die im ersten Moment wirklich enttäuscht sein darf, ist Jourová selbst. Die noch amtierende Ministerin für Regionalentwicklung hatte sich das gleiche Ressort gewünscht, mit dem sie sich seit fast 15 Jahren intensiv beschäftigt. Das ist verständlich.
Die Opposition sieht in der Postenverteilung ein Versagen der Regierung, auch das liegt in der Natur der Sache. Doch auch Wirtschafts- und Regierungsvertreter geben zu, dass sie mit dem zugeteilten Posten unzufrieden sind. Es stellt sich die Frage, wie ein „guter Posten“ eigentlich aussieht. Ist es einer, mit dem man eigene Interessen über die anderer Staaten stellen kann? Oder einer, mit dem Tschechien an mehr Gelder aus EU-Fördertöpfen kommt? Oder einer, der gut für das Selbstwertgefühl der Nation wäre?
Eine ganz andere Sichtweise würde weiterhelfen: Die EU ist ein Gemeinschaftsprojekt, Egoismen fehl am Platz. Wenn alle Wünsche der Mitgliedstaaten erfüllt werden würden, käme nie eine komplette Mannschaft zustande. Außerdem: Jourová wird ein Ressort übernehmen, das für die 500 Millionen EU-Bürger eine sehr wichtige Rolle spielt und ihren Alltag positiv beeinflussen kann – wenn die neue Kommissarin damit verantwortungsvoll umgeht.
„Wie 1938“
„Unterdurchschnittlich regiert“