Kommentar: Milliardengrab Blanka

 

Mitte der neunziger Jahre waren drei Frauennamen im Gespräch, die den Prager Autoverkehr entlasten sollten. Die Stadt konnte sich damals zwischen Dana, Hana und Blanka entscheiden. 1999 bekam schließlich das Tunnelprojekt Blanka den Zuschlag. Als Abschnitt des Prager Stadtrings sollte Blanka direkt unter dem Stromovka-Park verlaufen.

15 Jahre später lässt sich sagen, dass dieser Plan tatsächlich umgesetzt wurde. Das meiste jedoch ist nicht eingetreten: Die Kosten schnellten von ursprünglich geschätzten 16 Milliarden auf 37 Milliarden Kronen in die Höhe, die geplante Fertigstellung wurde mehrmals verschoben. Blanka hat nicht nur unzuverlässige Aussagen von Stadtpolitikern und deren Umgang mit öffentlichen Geldern offenbart, sondern auch mangelnde Kompetenz der mit dem Bau beauftragten Unternehmen – gleich drei Mal verzögerten Erdrutsche die Bauarbeiten.

Bedauerlich dürfte der Imageschaden sein, den Blanka beim Stadtverband der ODS verursacht hat. So verkündete die Bürgerinitiative Auto*Mat bereits im Frühjahr 2008, dass der Tunnelbau am Ende wohl an die 37 Milliarden Kronen kosten werde. Der damalige Oberbürgermeister Pavel Bém konterte: Sollten die Gesamtkosten den Betrag von 26 Milliarden Kronen übersteigen, werde er sich 50 Stunden lang in die Dienste von Auto*Mat stellen, die sich unter anderem für eine verkehrsarme Stadt engagiert. Das Versprechen ist nie eingelöst worden.

Nach den Wahlen 2010 machte Béms Nachfolger und Parteikollege die Summe öffentlich, das „Milliardengrab Blanka“ führte wenig später zum Bruch der Koalition, die ODS sitzt seitdem in der Opposition. Der Fall hat aber auch gezeigt: Nicht nur Berlin mit dem Bau seines Flughafens und Hamburg mit dem Bau seiner Elbphilharmonie, auch Prag hat mit einem Großprojekt ein wahres Debakel erlebt. Vielleicht hätte man sich damals doch für Dana oder Hana entscheiden sollen …