Epischer Kampf im Nebel
Sparta Prag gewinnt packendes Derby gegen Slavia – Kapitän David Lafata trifft doppelt
2. 10. 2014 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: SK Slavia
Es sind manchmal kleinste Details, wenige Zentimeter oder Zehntelsekunden, die im Sport über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Dementsprechend nah liegen höchste Glücksgefühle und tiefste Enttäuschung beieinander. Im Profifußball überhöhen sich dramatische Spielabfolgen zuweilen ins Epische, weil – ähnlich dem Kampf von Gladiatoren – tausende Augen auf die Protagonisten gerichtet sind. Fast so dramatisch wie eine antike Sage verlief vergangenen Samstagabend auch das 282. „große Derby“ zwischen Slavia und Sparta Prag.
Hauptdarsteller des spannenden Zweiakters waren auf der einen Seite Spartas Kapitän David Lafata sowie auf der anderen Slavia-Topscorer Milan Škoda. Das bessere Ende blieb den Spartanern, die dank eines 2:0-Sieges drei Punkte aus der Arena des Erzrivalen entführten.
„Es tut mir einfach nur schrecklich leid. Die Chance war riesig, die muss ich reinmachen“, sagte der schwer enttäuschte Verlierer des Abends kurz nach Spielende. Milan Škodas Augen wirkten dabei müde und leer. In der 74. Minute kam er beim Stand von 1:0 für Sparta sieben Meter vor dem Tor völlig freistehend zum Kopfball. Viele C-Junioren hätten diesen Ball vor weniger großer Kulisse ohne Wenn und Aber locker im Gehäuse versenkt. Škoda traf das Leder aber nicht ganz sauber und so strich der Ball rund 20 Zentimeter am linken Pfosten vorbei. „In der zweiten Halbzeit hatten wir gleich mehrere gute Chancen, standen uns dabei aber selbst im Weg. Und unsere individuellen Schwächen wurden hart bestraft, denn Sparta hatte einen Stürmer namens David Lafata, und wir eben nicht“, ging Slavias Trainer Miroslav Beránek mit seinen Spielern hart ins Gericht.
Nur drei Minuten vor Škodas letztendlich spielentscheidendem Versagen vergab bereits sein Teamkollege Jaromír Zmrhal eine sogenannte Hundertprozentige. Mit seinem platzierten Schuss scheiterte er aber nicht am eigenen Unvermögen, sondern am hervorragenden Sparta-Torhüter David Bičík. Auch hier entschieden Zentimeter. Der 33-jährige Schlussmann parierte akrobatisch mit der Fußspitze und avancierte neben Namensvetter Lafata zum wichtigsten und besten Spieler seiner Mannschaft.
Den Führungstreffer erzielte Lafata in der 53. Minute mit einem Kopfball nach Ecke von Ladislav Krejčí. In der 58. Minute hatte der Nationalstürmer per Elfmeter die Möglichkeit, auf 2:0 zu erhöhen. Doch der sonst so souveräne Strafstoß-Schütze traf nur die Latte. Besser machte er es dann in der 80. Spielminute. Kurz zuvor erhielt sein Team aufgrund einer durch Rauchbomben bedingten Unterbrechung eine Verschnaufpause vom Slavia-Angriffswirbel. In der hektischen Phase danach profitierte Lafata von der im Nebel orientierungslosen gegnerischen Abwehr und drückte ein Zuspiel von Pavel Kadeřábek über die Linie. Das Duell war entschieden. Leider hatten dabei einige Sparta-Hooligans mit ihrem unfairen und gefährlichen Zwischenspiel sogar noch einen kleinen Anteil daran. So dramatisch kann die große Derby-Bühne sein.
„Ich denke, wir haben heute von beiden Mannschaften ein sehr gutes Spiel gesehen. Wir traten gut organisiert und entschlossen auf. Und wir konnten uns auf einen fantastischen David Bičík verlassen, der einen großen Anteil am Sieg hatte“, hob Spartas Trainer Vítězslav Lavička vor allem seinen Torhüter hervor. Sparta behielt somit zum 131. Mal die Oberhand im Derby und zementierte seinen zweiten Rang in der Tabelle. Einzig der Dauerrivale der vergangenen Jahre Viktoria Pilsen steht noch vor dem Rekordmeister.
In einem nicht minder spannenden Spiel bei einem erstaunlich starken Team aus Brünn bescherte Pilsens Abwehrhüne Radim Řežník dem Tabellenführer in der 62. Minute den Siegtreffer. Nach einem eher mäßigen Saisonstart sind die Westböhmen, bei denen Spieler-Co-Trainer Pavel Horváth erst in den Schlussminuten eingewechselt wurde, nun wieder besser in Form. Es scheint ganz so, als würde alles erneut auf einen Meisterschafts-Zweikampf mit Sparta hinauslaufen. Und auch hierbei dürften wohl Details über Sieg oder Niederlage entscheiden.
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