1,5 Milliarden für das Messegelände
Die Stadtverwaltung will das Areal Výstaviště ohne privaten Investor sanieren. Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr beginnen und fünf Jahre dauern
8. 10. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Tony Hisgett
Nun also doch ohne Investor: Die Stadt will die Sanierung des Messegeländes (Výstaviště) im Prager Stadtteil Holešovice selbst stemmen. Die Arbeiten werden voraussichtlich fünf Jahre dauern und 1,5 Milliarden Kronen (etwa 54,5 Millionen Euro) kosten, sagte der stellvertretende Oberbürgermeister Václav Novotný (TOP 09) Ende September. Seinen Worten zufolge will die Stadtführung den Westflügel des Industriepalastes (Průmyslový palác) wieder aufbauen lassen, der vor sechs Jahren bei einem Brand zerstört wurde. Außerdem sollen weitere historische Gebäude instandgesetzt und das gesamte Areal neu belebt werden.
„Zuerst kommen die Reparaturen im Bereich der Ingenieursarbeiten an die Reihe, und zwar im Frühjahr kommenden Jahres“, erklärte Novotný den vorläufigen Zeitplan, an dessen Konkretisierung die Stadtverwaltung noch arbeitet. Sichtbare Ergebnisse werde es erst gegen Ende der nächsten Amtsperiode, also in etwa vier Jahren geben, so der stellvertretende Oberbürgermeister. Für etwa 600 Millionen Kronen soll der Westflügel des Industriepalastes wiedererrichtet werden, knapp eine Milliarde ist für die Sanierung anderer Gebäude und die Neugestaltung des Areals vorgesehen. Wahrscheinlich können dabei aber nicht alle Objekte erhalten werden. Vom Abriss bedroht ist etwa das Rundtheater Divadlo Spirála, das seit Jahren verfällt.
Langer Prozess
Mit der Zukunft des Messegeländes beschäftigt sich der Prager Magistrat schon seit dem Brand auf dem Areal im Jahr 2008. Die Vorgänger der jetzigen Stadtführung hatten bereits eine Sanierung beschlossen, die wegen ihres Ausmaßes als „Prager Louvre“ bezeichnet worden war. Die Architekten hatten unter anderem eine Fußgängerunterführung und die aufwendige Restaurierung zahlreicher denkmalgeschützter Gebäude eingeplant. Allein die Sanierung des Industriepalastes sollte diesen Entwürfen zufolge rund drei Milliarden Kronen kosten. Im Juli des vergangenen Jahres erklärte die neue Rathaus-Regierung jedoch, das Vorhaben sei zu teuer und werde bis auf Weiteres auf Eis gelegt. Eine neue Untersuchung sollte Aufschluss darüber geben, was mit geringerem finanziellen Aufwand umgesetzt werden könne. Damals hatte der stellvertretende Oberbürgermeister Novotný noch geglaubt, die Stadt werde wohl auch in Zukunft mit einem privaten Investor zusammenarbeiten – trotz der schlechten Erfahrungen mit der Firma Incheba. Diese wird für den tristen Zustand des Industriepalastes verantwortlich gemacht, weil sie das Gelände seit etwa zehn Jahren gepachtet hat, aber kaum investierte. Vor zwei Jahren hatte die Stadt mit der Firma vereinbart, den Vertrag bis Ende 2014 aufzulösen und ihr Schulden in Höhe von knapp 128 Millionen Kronen (etwa 4,7 Millionen Euro) zu erlassen.
Dass der Magistrat nun auf einen Investor verzichten, und die Kosten in Höhe von voraussichtlich 1,5 Milliarden Kronen aus dem eigenen Haushalt bestreiten will, kommentierte Novotný mit den Worten: „Das wird noch ein langer und schmerzhafter Prozess werden.“ Bisher hat die Stadt bereits Gutachten einzelner Gebäude anfertigen lassen, die in den vergangenen Jahren unter anderem durch mehrere Überschwemmungen beschädigt wurden.
Das Messegelände entstand Ende des 19. Jahrhunderts in einem Teil des Parks Stromovka für die Jubiläums-Landesausstellung 1891. Für eine weitere große Schau wurden 100 Jahre später die neueren Gebäude im nördlichen Teil des Areals errichtet.
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