Gemeinsam stark?

Gemeinsam stark?

Fußball-Ligen Tschechiens und der Slowakei erwägen Fusion

12. 12. 2012 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: UEFA

Eine schon lange und vielfach diskutierte Idee erscheint wieder einmal auf der Agenda der hiesigen Fußball-Bühne: die Zusammenlegung der tschechischen und der slowakischen Meisterschaft. Ende November tauschten sich Funktionäre beider Ligen in Bratislava aus, um die Möglichkeiten und die Rahmenbedingungen einer solchen Fusion zu erörtern.

Konkrete Resultate kamen dabei nicht zustande. Als zu komplex und unklar erweisen sich einige Aspekte des Unternehmens. Eine Seite ist zum Beispiel die Frage der Infrastruktur – hier haben der Tschechische Fußballverband (FAČR) und die Gambrinus-Liga seit kurzem strikte Richtlinien durchgesetzt, die für alle Vereine der höchsten Spielklasse verbindlich sind. So müssen in allen Spielstätten eine Rasenheizung installiert sowie weitere bauliche Auflagen wie die Trennung der Fanbereiche erfüllt sein. „In Bezug auf die Infrastruktur sehe ich in der Slowakei noch erhebliche Defizite“, bemängelt Miroslav Pelt, Vorsitzender des FAČR. Zur Zeit verfügt lediglich der MŠK Žilina über ein Stadion, das den Ansprüchen der tschechischen Liga genügen würde. Von Ausnahmebewilligungen möchte man auf tschechischer Seite nichts wissen, die musste man in den vergangenen Jahren schon viel zu oft in der Heimat erteilen. Doch diese Zeiten seien vorbei. Es gilt also einiges aufzuholen für den östlichen Nachbarn. Zur Zeit werden lediglich in Bratislava und Trnava moderne Stadien konkret geplant und gebaut.

Faktor UEFA
Zudem stellen sich zahlreiche offene Fragen zu den potenziellen Fernseh- und Vermarktungsrechten, die einer großen tschecho-slowakischen Liga deutlich mehr Einnahmen bescheren sollten. Genau darin liegt vor allem auch das Interesse auf tschechischer Seite – sportlich ist es weniger ausgeprägt. Verbandschef Pelt verweist hierbei auf die schwachen Leistungen der slowakischen Klubs auf internationaler Ebene. „Zur Zeit braucht der slowakische Klubfußball eher uns als umgekehrt. Andererseits wollen wir unsere Liga schon gerne beleben“, erläutert Pelt.

Der endgültige Entscheid, ob es zu einer Fusion der Ligen kommen soll, wird Anfang nächsten Jahres fallen. Von da an würde es dann aber sowieso noch einige Jahre dauern, bis sie Realität werden könnte. So lauten zumindest die Vorbehalte, die die Funktionäre der beiden Verbände äußern. Dabei wurde ein Faktor bisher völlig außer Acht gelassen: Der europäische Dachverband UEFA. Dieser hat bislang noch allen Plänen möglicher Verbands- und Ligafusionen eine Absage erteilt. So mussten schon die beiden schottischen Traditionsvereine Celtic Glasgow und dessen Stadtrivale Rangers alle Hoffnungen begraben, bald in der englischen Premier League mitspielen zu dürfen. Auch in Österreich und der Schweiz hört man immer wieder leise Gerüchte über eine mögliche gemeinsame „Alpenliga“ – konkrete Planungen gab es allerdings nie. Unter anderem wurden die Aussichten, dass so ein Projekt von der UEFA gutgeheißen wird, stets als zu gering eingestuft.

Vielleicht sieht man sich in Tschechien und der Slowakei so stark in der alten Tradition gemeinsamer staatlicher Vergangenheit, dass eine Rückkehr zu einer vereinten Liga, wie sie über Jahrzehnte existierte, prinzipiell jederzeit möglich erscheint. Bisweilen sind dies jedoch regionale sportpolitische Planspielchen und Rechnungen, die man ohne den Wirt zu tun pflegt.