Gute Ernte macht Sorgen
Die Preise für Kartoffeln sind niedrig, es fehlt an Lagermöglichkeiten
29. 10. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Alupus
Tschechische Bauern haben eine gute Kartoffelernte eingefahren. Bisher wurden rund 90 Prozent der Kartoffelfelder geleert. Voraussichtlich werden die landwirtschaftlichen Betriebe etwa 660.000 Tonnen einbringen, etwa ein Viertel mehr als im vergangenen Jahr. Die ertragreiche Ernte sorgt allerdings für Probleme: Die Preise sind niedrig und es fehlt an guten Lagermöglichkeiten.
Die Bauern verkaufen ihre Kartoffeln derzeit mit Verlust. Für ein Kilogramm erhalten sie nur zwei bis 2,50 Kronen (7 bis 9 Cent). Die Preise liegen zum Teil ein Drittel unter den Kosten, die für Anbau und Ernte aufgebracht werden müssen. Für die Verbraucher hat das Vorteile: Große Supermärkte verlangen derzeit für ein Kilo Kartoffeln im Sonderangebot zum Teil nur fünf Kronen. Vor einem Jahr lag dieser Preis noch bei 15 Kronen und mehr. Einige Landwirte werfen ihre Kartoffeln deshalb lieber in Biogasanlagen. Der Vorsitzende des Tschechischen Kartoffelverbandes Miloslav Chlan macht für die niedrigen Preise die Einfuhr sehr billiger Kartoffeln im Mai und Juni verantwortlich. „Es handelte sich um Kartoffeln, die ursprünglich für Russland bestimmt waren“, sagte er in der vergangenen Woche.
Die Erzeugerpreise könnten im Frühjahr zwar steigen, glaubt Chlan. Ein Problem sieht er jedoch darin, dass es hierzulande nicht genügend gute Lager gebe. „Wir haben festgestellt, dass wir hier nur vier Lager haben, die ein Spitzenniveau wie zum Beispiel in Frankreich erreichen. Das ist ein verschwindend kleiner Anteil.“ Im Großteil der Lagerräume fehle es an geeigneten Klimaanlagen, Isolierung oder Ausstattung. „Wir haben keine hochwertigen Lager, weder für Kartoffeln, noch für Obst und Gemüse“, bestätigte auch der Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium Jindřich Šnejdrla. Er sprach sich dafür aus, Projekte, die auf bessere Lagermöglichkeiten abzielen, bei der Verteilung der Mittel aus dem Programm für die Entwicklung des ländlichen Raums zu bevorzugen.
Chlan zufolge können Landwirte jetzt zudem auch Gelder beantragen, wenn sie in Maschinen für den Kartoffelanbau investieren wollen. Das soll helfen, auch künftig Kartoffeln auf tschechischen Feldern anzubauen. Denn langfristig geht die Kartoffelernte in Tschechien zurück. Im Jahr 2000 wurden noch dreimal so viele Kartoffeln angebaut wie derzeit. Um den Anbau von Speisekartoffeln zu fördern, stehen für das kommende Jahr 50 Millionen Kronen (etwa 1,8 Millionen Euro) zur Verfügung. Bisher erhalten nur Landwirte, die Stärkekartoffeln anbauen, diese Förderung. In diesem Jahr waren es insgesamt etwa 85 Millionen Kronen (rund drei Millionen Euro).
In Tschechien bauten landwirtschaftliche Betriebe in diesem Jahr auf 23.992 Hektar Kartoffeln an, davon entfielen rund 16.000 Hektar auf Speisekartoffeln. Auf weiteren 6.000 Hektar pflanzten Kleingärtner Kartoffeln. Im vergangenen Jahr war die Kartoffelernte so niedrig ausgefallen wie seit Jahrzehnten nicht. Im Schnitt wurden pro Hektar nur 23 Tonnen eingefahren – in diesem Jahr sollen es Schätzungen des Statistikamtes zufolge fast 28 Tonnen sein.
Ähnlich wie die Kartoffelernte wird in diesem Jahr auch bei der Apfelernte ein gutes Ergebnis erwartet. Doch die Apfelbauern haben ebenfalls mit den Preisen zu kämpfen. Der Ukraine-Konflikt und die Sanktionspolitik sorgten dafür, dass mehr polnische Äpfel auf den tschechischen Markt kamen. Sie werden den Händlern angeblich für 8,50 Kronen, mancherorts sogar für 4,50 Kronen pro Kilogramm angeboten, während im vergangenen Jahr manche tschechische Bauern ihre Äpfel noch für bis zu 12 Kronen verkaufen konnten.
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