Lkw-Maut wird teurer
Verkehrsministerium will den Betrieb des Gebührensystems neu organisieren
5. 11. 2014 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: ceskedalnice.cz
Rund acht Milliarden Kronen (etwa 290 Millionen Euro) bringen die Mautgebühren dem tschechische Staat jährlich ein. Davon fließen zwei Milliarden (rund 72 Millionen Euro) allein in den Betrieb des Gebührensystems, für den bisher einzig der österreichische Telekommunikationskonzern Kapsch zuständig ist. Das will die Regierung nun ändern. Bis zum Jahr 2017 will sie das Mautsystem umstellen, für den Staat soll künftig deutlich mehr übrig bleiben.
Derzeit erarbeitet eine Expertenkommission das neue Konzept, das unter anderem eine Erhöhung der Straßengebühr für Lastwagen und Busse vorsieht. Wie das Verkehrsministerium am Montag vergangener Woche beschloss, sollen ab Januar 2015 erhöhte Mautsätze für Lastwagen und Busse gelten. So zahlen Lastfahrzeuge, die der europäischen Abgasnorm euro5 entsprechen, durchschnittlich 9,8 Prozent mehr; Fahrzeuge mit einem weniger umweltfreundlichen Motor erwartet eine um 8,2 Prozent höhere Gebühr. Entgegen den ursprünglichen Plänen bleiben die erhöhten Sätze für Freitagsfahrten von Lkw erhalten. Für Busse, die bisher deutlich weniger Maut zahlen als Lastautos, steigt die Gebühr um 30 Prozent.
Der Inhaber des Verkehrs- und Reiseunternehmens Student Agency Radim Jančura kritisierte die Pläne. Die enorme Erhöhung für Busse sei unlogisch. Dem Unternehmen bliebe so nichts anderes übrig, als die erhöhten Mautbeträge auf den Ticketpreis umzuschlagen. „Als Ergebnis werden die Passagiere dafür zahlen“, so Jančura.
Kritik kommt auch von Martin Felix vom Verband automobiler Frachtenführer Česmad. Die Maut für Freitagsfahrten bereichere den Staatshaushalt nicht sichtlich, dagegen bedeute sie gerade für die Fahrer aus Mähren mehr Komplikationen. Die höheren Gebühren am Freitag sollen das hohe Lkw-Aufkommen in der Hauptverkehrszeit regulieren. Aufgrund der weiteren Strecken zu Tschechiens westlichen Grenzen schaffen Fahrer aus Mähren es Felix zufolge häufig nicht, am Wochenende zuhause zu sein, wenn ihre Unternehmen die höheren Gebühren nicht bezahlen.
Vertrag läuft 2016 aus
Die Maut für Busse und Lastwagen wird in Tschechien derzeit auf etwa 1.300 Autobahn- und Schnellstraßenkilometern sowie auf 180 Landstraßenkilometern erhoben. Das System wird seit seiner Einführung im Jahr 2007 von der Firma Kapsch betrieben, die bisher etwa 700.000 Lkw mit sogenannten On-Board-Units ausgestattet hat. Bei der Neuausschreibung des Betriebs des Mautsystems sollen auch andere Privatunternehmen zugelassen werden. Wie Verkehrsminister Antonín Prachař (ANO) Ende Oktober erklärte, erleichtere die Zulassung weiterer Firmen die Umsetzung des Systems ab Ende 2016, wenn der Vertrag mit Kapsch ausläuft.
Die Umstellung hängt mit den Vorgaben der EU zusammen, die einheitliche Erfassungsgeräte für die Lkw-Maut in allen Mitgliedstaaten fordert. Für den Vertrieb und die Wartung dieser On-Board-Units sollen laut Entwurf in Tschechien künftig zwei Abteilungen zuständig sein. Wie Prachař sagte, bedeute eine solche Zweiteilung eine Chance, die Monopolstellung eines Betreibers auf dem Markt zu durchbrechen und ihn für andere Firmen zu öffnen.
Die Kosten für die Umstellung werden sich vorläufigen Schätzungen zufolge auf etwa 300 Millionen Kronen (knapp elf Millionen Euro) belaufen. Neben dem Vertrieb und der Wartung der On-Board-Units verpflichtet sich der Betreiber des Mautsystems, Daten über die Fahrten der Lastwagen auf den mautpflichtigen Straßen zu sammeln und zur Kontrolle und für den Einzug der Mautgebühr an staatliche Behörden weiterzuleiten. Laut Verkehrsministerium macht dieses Dienstleistungspaket zwei Drittel der Gesamtkosten des elektronischen Gebührensystems aus. Das restliche Drittel entfällt auf das Zahlungssystem.
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