Christliche Kunst mit Farbkraft
Die Nationalgalerie zeigt Werke des Historienmalers Joseph Führich
5. 11. 2014 - Text: Franziska Neudert, Bild: Joseph Führich - „Trauernde Juden“
Als „Theologe mit dem Stifte“ wurde Joseph Führich (1800–1876) von seinen Zeitgenossen bezeichnet. Der im böhmischen Chrastava (Kratzau) geborene Maler schuf unzählige christliche Bildwerke, mit denen er die Kunst des 19. Jahrhunderts mitprägte. Dennoch ist er in Tschechien heute nahezu vergessen. Mit der Ausstellung „Von Chrastava nach Wien“ („Z Chrastavy do Vídně“) will die Nationalgalerie den Historienmaler nun in Erinnerung rufen. Im Salm-Palais präsentiert sie religiöse Malereien und Zeichnungen sowie Illustrationen, die Führich zu Ludwig Tiecks Märchenband „Phantasus“ anfertigte.
Als Sohn des Malers Wenzel Führich erhielt Joseph früh künstlerischen Unterricht. Bereits mit 19 Jahren stellte er in Prag aus und machte Kunstliebhaber auf seine Werke aufmerksam. Dank der Förderung durch Christoph Christian Graf Clam-Gallas konnte Führich an der Kunstakademie in Prag studieren, wo er an der Gestaltung verschiedener Gotteshäuser mitwirkte. Während eines Studienaufenthalts in Wien imponierte der junge Künstler mit seinen Zeichnungen zu Tiecks „Leben und Tod der heiligen Genoveva“ Fürst von Metternich derart, dass dieser ihm 1829 eine Studienreise nach Rom finanzierte. In Italien kam Führich mit den Nazarenern in Kontakt. Der deutsch-römische Künstlerbund beeinflusste Führich mit seiner christlichen Kunst so stark, dass er sich in Folge der religiösen Malerei verschrieb. Am Ende galt Führich neben Eduard von Steinle als letzter bedeutender Vertreter der Vereinigung.
1834 ging Führich wieder nach Wien, wo er Kustos an der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste wurde; ab 1840 hatte er zudem eine Professur für Historienmalerei inne. In seinen Anfangsjahren vor allem mit Bibel- und Literaturillustrationen beschäftigt, wurde Führich später durch monumentale Bilderzyklen und Ölmalereien berühmt. Internationale Bekanntheit erfuhr er zudem durch seine Kreuzwegbilder. Diese wurden als Kupferstiche verbreitet und dienten zahlreichen Malern als Vorlage. Vor allem im süddeutschen Raum fanden sie eine breite Rezeption. Ein bekanntes Beispiel sind die Fresken der Kreuzwegstationen auf dem Laurenziberg in Prag, die der Münchner Historienmaler Josef Holzmaier nach Vorlagen Führichs schuf.
Gerade in Österreich, der zweiten Heimat des Malers, wurde Führich sehr verehrt. Neben zahlreichen Auszeichnungen wurde er unter anderem in den Adelsstand erhoben.
Die überschaubare Ausstellung im Salm-Palais beleuchtet Leben und Wirken des Malers sowie dessen Bedeutung für die Malerei des 19. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den christlichen Malereien Führichs, deren Farbkraft auf den Betrachter einen starken Eindruck macht.
Joseph Führich: Von Chrastava nach Wien. Salm-Palais (Hradčanské náměstí 2, Prag 1), geöffnet: täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 100 CZK (ermäßigt 50 CZK), bis 25. Januar
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