Unerschöpfliche Quelle
Unesco zeichnet Prag als „Stadt der Literatur“ aus
10. 12. 2014 - Text: Friedrich GoedekingText: Friedrich Goedeking; Foto: Bibliothek im Strahov-Kloster/Peopanda
Fünf Jahre lang hatte sich Prag bei der Unesco um die Auszeichnung als Literaturstadt beworben. Bereits 2010 hoffte man, in das Netzwerk der sogenannten „Creative Cities“ aufgenommen zu werden, musste dann aber erleben, wie zunächst Dublin, dann Reykjavík, anschließend Norwich und im vergangenen Jahr Krakau den Zuschlag bekamen.
Das beharrliche Warten hat sich gelohnt: Prag gehört seit voriger Woche zu den insgesamt elf Städten, die den Titel „Unesco City of Literature“ tragen. In Zusammenarbeit mit 30 Institutionen und Organisationen, die das literarische Leben der Stadt prägen und fördern, bemühte sich die Stadtbibliothek (Městská knihovna v Praze) um die Aufnahme in die Unesco-Liste. 4,5 Millionen Kronen (etwa 163.000 Euro) hat sich die Stadtregierung jedes Jahr seit 2009 die Bewerbung kosten lassen. Von Anfang an war man überzeugt, dass Prag einen Anspruch auf diesen Titel hat.
„Wir, die wir Prag kennen und lieben, wissen, dass hier in Prag die Literatur an jeder Straßenecke gegenwärtig ist. Der Titel, den die Unesco der Stadt Prag verliehen hat, hilft uns, diese Einstellung auch denjenigen zu vermitteln, die davon bisher noch nicht überzeugt sind“, kommentierte der für Kultur zuständige Stadtrat Jan Wolf (KDU-ČSL) die Entscheidung der Unesco.
Doch mit welchen Projekten und Initiativen wird die Stadt Prag versuchen, dem Titel einer Literaturstadt gerecht zu werden? Kateřina Bajo, die im Auftrag der Stadt mit der Koordination beauftragt ist, erklärte gegenüber der „Prager Zeitung“, dass man zunächst Kontakt mit den anderen Literaturstädten aufnehmen werde, um sich deren Erfahrungen bei der Entwicklung von Projekten zunutze zu machen.
Barbora Šrámková vom Prager Literaturhaus sieht in der Auszeichnung die Chance, dass damit auch das Interesse an der Prager deutschsprachigen Literatur steigt. Außerdem ermögliche der Titel dem Prager Literaturhaus, sich mit den anderen Unesco-Literaturstädten intensiv auszutauschen, sagte Šrámková.
Die Unesco behält sich vor, den Titel „Stadt der Literatur“ einer Stadt wieder zu entziehen, wenn sie den damit verbundenen Kriterien nicht gerecht wird. Bleibt zu hoffen, dass sich bei allen Verantwortlichen die Überzeugung durchsetzt, die der Leiter der Prager Stadtbibliothek Tomáš Řehák so formuliert hat: „Die Literatur kann für Prag zu einer unerschöpflichen Quelle der Lebensqualität werden.“
Creative Cities Network
Die Stadt-Kultur-Auszeichnung „City of Literature“ wird seit 2004 innerhalb des Unesco-Projekts „Creative Cities Network“ vergeben. Es soll die „kulturelle Vielfalt feiern und aufrechterhalten“. Dazu teilen die Mitgliedsstädte ihre Erfahrungen im Umgang mit dem kulturellen Erbe und diskutieren Pläne, wie sie mit der fortschreitenden Globalisierung zurechtkommen. Das Netzwerk strebt an, die kulturelle Identität der Mitgliedsstädte zu stärken, ungeachtet des wachsenden Trends zum Internationalismus. Die Aspekte der Kultur, die im Projekt berücksichtigt werden, sind neben Literatur auch Film, Musik, Volkskunst, Design, Medien und Gastronomie. Für jeden dieser Aspekte gibt es eine eigene Auszeichnung. (PZ)
Städte der Literatur
Edinburgh (Schottland, seit 2004) | Iowa City (USA, seit 2008) | Melbourne (Australien, seit 2008) | Dublin (Irland, seit 2010) | Reykjavík (Island, seit 2011) | Norwich (England, seit 2012) | Krakau (Polen, seit 2013) | Dunedin (Neuseeland, seit 2014) | Granada (Spanien, seit 2014) | Heidelberg (Deutschland, seit 2014) | Prag (Tschechien, seit 2014)
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