Umstrittene Kraft

Umstrittene Kraft

Bürgermeister aus der Region um Temelín fordern Ausbau des AKW

8. 1. 2015 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: Li-sung

Dass man in Tschechien ganz anders über Atomkraft denkt als die Mehrheit in Deutschland und Österreich, ist bekannt. Jüngster Beleg: Mitte Dezember wandten sich Bürgermeister aus Südböhmen in einem offenen Brief an die tschechische Regierung. Darin forderten sie den Ausbau des Atomkraftwerks in Temelín: „Da wir wissen, dass die Regierung plant, in der nächsten Periode ein neues Konzept für die Entwicklung der Kernenergie anzunehmen, wollen wir hiermit ausdrücklich darauf hinweisen, dass die gesamte Region darauf vorbereitet ist.“ Das Engagement der Bürgermeister unterstützt auch der Rat des Südböhmischen Kreises.

Dem Schreiben zufolge wollen alle Städte und Gemeinden im Umkreis von Temelín ihre Entwicklungsstrategie an den Ausbau des Atomkraftwerkes anpassen. „Jeder der zwei Blöcke zählt. Nichtsdestotrotz begreifen die Bürger, dass es eine große wirtschaftliche Belastung ist. Daher verstehen wir die Überlegung, nur einen der Blöcke auszubauen. Aber es hat uns völlig schockiert, dass das gesamte Vorhaben fallengelassen wurde“, wie der Bürgermeister von Temelín Petr Macháček ausführte. Der Stopp des Projekts bedeute für die Region nicht nur den Verlust von Arbeitskräften, sondern auch des versprochenen Ausbaus der Infrastruktur.

Im April vergangenen Jahres hatte der halbstaatliche Energiekonzern ČEZ beschlossen, das Atomkraftwerk nicht auszubauen. Grund dafür war die fehlende Garantie für staatlich gestützte Abnahmepreise des Atomstroms.Ohne eine solche Sicherheit würde sich der Ausbau des Kraftwerks nicht rentieren, begründete seinerzeit ČEZ-Direktor Pavel Cyrani. Ursprünglich sollte das AKW bis 2025 um zwei Blöcke mit einer Laufzeit von 60 Jahren erweitert werden.