Mit Landesfarben gegen Weinpanscher
Tschechische Winzer setzen sich für eine bessere Kennzeichnung ihrer Produkte ein
21. 1. 2015 - Text: Franziska Neudert
Nur wo Wein aus Böhmen und Mähren drin ist, darf auch „Wein aus Böhmen und Mähren“ draufstehen. Dafür wollen sich der tschechische Winzerfonds und der Verband tschechischer Winzer einsetzen und ein neues Etikett zum Schutz heimischer Tropfen einführen. Am Verschluss der Flasche angebracht, soll das Siegel die Herkunft des Rebsaftes ausweisen und damit gegen unlautere Methoden einiger Händler helfen, die ihre Weine fälschlicherweise als mährisch oder böhmisch deklarieren.
Das Siegel soll zunächst freiwillig angebracht werden. Die Weinbauern wollen jedoch dafür kämpfen, dass ein solches Etikett zukünftig vom Gesetzgeber vorgeschrieben wird. „Wir wissen, dass dieses Siegel nur eine von vielen Maßnahmen gegen den Schwarzmarkt für ausländische Weine bedeutet. Aber man kann es relativ leicht und vor allem schnell umsetzen“, erklärt Pavel Večeřa vom Winzerfonds. „Die Verbraucher bevorzugen böhmische und mährische Weine und nehmen sie im Vergleich zu ausländischen als qualitativ besser wahr. Das neue Siegel soll ihnen helfen, die Weine einfacher und zuverlässig zu identifizieren“, so Večeřa.
Das kreisrunde Etikett mit der Aufschrift „Wein aus Mähren/Böhmen“ würde, sofern es der Winzer wünscht, ab diesem Jahr auf seinen Flaschen auf dem Verschluss angebracht. Es zeigt ein Glas in den tschechischen Landesfarben. Seine weitere grafische Gestaltung liegt in den Händen der Weinbauern. Der Winzerverband will nun mit dem Staat verhandeln, wie das Siegel gesetzlich verankert werden kann. „Wir diskutieren über ein ähnliches System wie in Österreich und der Slowakei, wo derartige Kennzeichnungen Pflicht sind“, sagt Tibor Nyitray vom Verband tschechischer Weinbauern.
Viele Weinbauern begrüßen das geplante Etikett. Der Weinmarkt sei regelrecht unübersichtlich geworden. „Wir haben einen katastrophalen Zustand erreicht. Der Kunde weiß nicht mehr, welchen Wein er noch kaufen kann“, sagt zum Beispiel der Winzer František Madl aus dem südmährischen Velké Bílovice. Laut dem Kreishauptmann von Südmähren Michal Hašek (ČSSD) entgehen dem Staat durch Schwarzhandel mit Wein jährlich etwa zwei Milliarden Kronen (rund 71 Millionen Euro). Als problematisch erweise sich besonders die Herkunftsbezeichnung der Weine. So würden zum Beispiel viel mehr Pálava-Weine – die hierzulande als beliebteste Tropfen gelten – verkauft, als tatsächlich aus den registrierten Weinbergen entstammen könnten.
Angaben der staatlichen Landwirtschafts- und Lebensmittelinspektion (SZPI) zufolge fällt bei Kontrollen bis zu ein Drittel der Weine durch. Am häufigsten sei der geografische Ursprung der Trauben falsch gekennzeichnet oder sie wiesen sensorische Mängel auf. Darüber hinaus enthielten die Weine Farbstoffe oder andere Zusatzstoffe wie Glycerol oder Wasser, so die Ergebnisse der SZPI.
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