„Wir wollen unabhängigen Journalismus machen“
Interview mit Dalibor Balšínek, Chefredakteur des neuen Wochenmagazins „Echo“
4. 2. 2015 - Text: Katharina Wiegmann
Dalibor Balšínek ist seit einem Jahr quasi sein eigener Chef. Er hält 95 Prozent der Anteile an der Gesellschaft „Echo Media“, zu der sowohl das Nachrichtenportal „Echo24“ als auch die Wochenzeitschrift „Echo“ gehören. Als Chefredakteur ist er auch für den Inhalt beider Formate verantwortlich. Mit PZ-Mitarbeiterin Katharina Wiegmann sprach der 43-Jährige unter anderem über die Finanzierung von „Echo“ und die Redaktion von „Lidové noviny“, die er selbst über vier Jahre lang leitete.
Was hat sie dazu motiviert, Ihren Posten als Chefredakteur bei „Lidové noviny“ zu kündigen und gemeinsam mit einigen Kollegen „Echo24“ zu gründen?
Dalibor Balšínek: Darauf gibt es eine einfache Antwort. Wir wollen unabhängigen Journalismus machen und waren nicht bereit, für Andrej Babiš, den Vorsitzenden einer politischen Partei, zu arbeiten. Es gab im Grunde zwei Alternativen: einen neuen Job zu finden oder etwas Eigenes zu gründen. Wir entschlossen uns zu Letzterem.
Wie wurde „Echo24“ von der Leserschaft angenommen?
Balšínek: Sehr gut. Wir hatten im letzten Jahr auf unserer Internetseite bis zu 500.000 Leser im Monat. Da wir keine Gelder von öffentlicher Hand erhalten, müssen wir uns aber irgendwie finanzieren und das ist mit einer reinen Internetplattform schwierig. Da die Werbeeinnahmen im Internet äußerst gering sind, haben wir uns zunächst entschieden, ein wöchentliches Magazin zum kostenpflichtigen Download anzubieten und schließlich den Schritt auf den Printmarkt zu wagen. Vom Resultat waren wir selbst überrascht, schon die erste gedruckte Ausgabe wurde etwa 5.000 Mal verkauft und wir haben jetzt, nach ungefähr zwei Monaten, über 1.000 Abonnenten. Dafür, dass wir kein Budget für Marketing haben, finden wir das beachtlich. Wir versuchen viel mit sozialen Netzwerken zu arbeiten.
Stellte die Neugründung für Sie auch eine Gelegenheit dar, neue Themen zu bearbeiten oder andere journalistische Formen auszuprobieren?
Balšínek: Nein. Ich und die anderen Redakteure, die früher für „Lidové noviny“ tätig waren, wollten einfach so weiter arbeiten wie zuvor. Unser Team versammelt einige der besten und erfahrensten Journalisten des Landes und ich glaube, dass diese Erfahrung auch ein Grund dafür ist, warum unsere Inhalte von der Leserschaft wahrgenommen werden. Mit 26 wurde ich zum ersten Mal Chefredakteur und seitdem habe ich mehrere Magazine und Zeitungen erfolgreich geleitet. Das Magazin „Týden“ hat während meiner Zeit seine Auflage verdreifacht. Ich wollte meine Arbeit mit der Gründung von „Echo“ nicht neu erfinden, ich wollte sie einfach weiterhin frei von politischem Einfluss ausüben.
Wie sind ihre Beziehungen zur Redaktion von „Lidové noviny“ heute? Sehen Sie Ihre Befürchtungen einer politischen Einflussnahme bestätigt?
Balšínek: Die Beziehungen sind natürlich nicht so gut. Damals ist ein großer Teil der Redaktion mit mir gegangen. Heute sitzen da ganz andere Leute. Und ja, ich sehe sehr wohl Auswirkungen des Eigentümerwechsels. Nicht so sehr daran, was geschrieben wird, sondern worüber geschwiegen wird. Die Geschäftspraktiken von Babiš und seiner Holding Agrofert werden brutal ignoriert.
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