Rausgehen und Spaß haben
Beim „Czech Jazz Contest“ zeigen deutsche Nachwuchsbands wie „Bodosapiens“ oder „Der weise Panda“ ihr Können
11. 3. 2015 - Text: Stefan Welzel
Die Veranstalter des „Reduta Jazz Club“ haben sich zum Ziel gesetzt, vermehrt junge Musiker zu fördern. Zum vierten Mal organisieren sie derzeit den „Czech Jazz Contest“, bei dem bis Ende März insgesamt 16 internationale Nachwuchsbands auf derselben legendären Bühne stehen, auf der schon Bill Clinton seinem Gastgeber Václav Havel ein Saxophon-Solo spielte. Bei der vom „Visegrad Fund“ und dem ersten Prager Stadtbezirk unterstützten Konzertreihe achten die Organisatoren nicht nur auf das musikalische Können, sondern auch auf die Innovationskraft der jungen Aspiranten. Teilnehmer dürfen höchstens 30 Jahre alt und müssen an einer Musikhochschule eingeschrieben sein. Unter den Kandidaten befinden sich diesmal gleich zwei Bands aus Osnabrück. PZ-Redakteur Stefan Welzel sprach mit den Musikern von „Bodosapiens“ und „Der weise Panda“ kurz vor ihrem Auftritt am Mittwoch vergangener Woche über den Reiz des Wettbewerbs, seltsame Bandnamen und ihre musikalische Ausrichtung.
Aaron Seitz, Yannik Tiemann und Jo Beyer, ihr betont bei „Bodosapiens“ stets, wie wichtig euch das gleichberechtigte Nebeneinander aller Bandmitglieder ist. Was bedeutet das konkret?
Yannik Tiemann: Das hängt damit zusammen, dass wir alle aus komplett verschiedenen Genres kommen und musikalisch unterschiedlich sozialisiert sind. Jeder hat seinen ganz eigenen Kompositionsstil. Wir sind ständig dabei, die richtige Balance zu finden. Würde einer die Führung übernehmen, würde es sehr schnell in eine Richtung gehen, in die die anderen beiden nicht folgen würden.
In welchem Jazz-Genre würdet ihr eure Musik verorten?
Aaron Seitz: Ich habe meine Jazz-Wurzeln im klassischen Stil der fünfziger und sechziger Jahre. Jo ist definitiv unser experimentierfreudigstes Mitglied.
Tiemann: Ja, Jo ist bei uns für den musikalischen Wahnsinn zuständig. Aaron stellt die traditionelle Basis dar, ich liege irgendwo dazwischen und vermittle, damit das Ganze auch funktioniert.
Jo Beyer: Meine Stücke sind oft atonal und schwer. Im Grunde halt ziemlich modern, wenn man bei den Genre-Einteilungen bleiben will. Aaron gleicht das ein wenig aus.
Ihr habt mit dem „Study-Up-Award“ bereits einmal einen Wettbewerb gewonnen. Nun nehmt ihr in Prag am internationalen „Czech Jazz Contest“ teil. Wie wichtig sind Auftritte bei derartigen Veranstaltungen für eine junge Band?
Seitz: Für uns persönlich geht es in erster Linie um den Gig, die Möglichkeit, auf der Bühne zu stehen. Generell geht es aber oft um finanzielle Fragen. Wo kommt das Geld für unsere Konzerte her? Selbsttragend sind solche Abende selten. Deshalb bedarf es Subventionen und Sponsoren wie es hier beim Prager Wettbewerb der Fall ist. Wenn man einen Contest gewinnt, kommt man leichter an Fördergelder ran.
Tiemann: Der Gewinn des „Study-Up-Award“ ermöglichte es uns zum Beispiel, ein Studioalbum aufzunehmen. Solche Erfolge öffnen auf jeden Fall Türen.
Wie kam es zum Engagement im Reduta Jazz Club?
Beyer: Ich schreibe so ziemlich alles, was es an Festivals und Wettbewerben in Europa gibt, initiativ an und organisiere so unsere Konzerte. Bisher war die Trefferquote ganz ordentlich.
Was wisst ihr über die Prager Jazz-Szene?
Tiemann: Leider nicht sehr viel. Man hört aber auch in Deutschland und anderswo immer wieder, wie gut und vielseitig sie ist.
Jazzbands tragen oft klassische Namen, die nicht selten auf „Trio“ oder „Quartett“ enden. Wieso macht ihr etwas ganz anderes und nennt euch „Bodosapiens“ und „Der weise Panda“?
Beyer: Ich finde es ganz erfrischend, wenn der Bandname nicht gleich auf den Stil hindeutet. Bei einem „Quartett“ oder „Trio“ weiß man sofort, dass es sich um Jazz handelt. Bei uns bleibt es zunächst offen, den Gedanken mag ich.
Maika Küster („Der weise Panda“): Wir haben eine gemeinsame Freundin, die uns überhaupt erst zusammengebracht hat. Weil sie sich selbst gerne mit dem weisen Panda aus dem berühmten Animations-Trickfilm verglich, kamen wir auf den Namen. Er klingt zugegebenermaßen ziemlich doof, man kann ihn sich aber gerade deswegen gut merken.
Yannik und Jo, ihr spielt heute Abend in beiden Bands. Ist das nicht ein wenig kurios, innerhalb eines Wettbewerbs quasi gegen sich selbst anzutreten?
Tiemann: Ich mache mir da keine großen Gedanken. Ich gehe einfach auf die Bühne, gebe mein Bestes und versuche Spaß zu haben.
Das Finale des „Czech Jazz Contest“ findet am 28. März statt. Mehr Informationen und Ergebnisse unter www.redutajazzclub.cz.
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