„Schwarzenberg weicht immer aus“
Ein Gespräch mit Fernsehjournalist und Moderator Václav Moravec
17. 1. 2013 - Interview: Martin Nejezchleba
Bis zu drei Millionen Zuschauer haben die letzte Debatte vor der ersten Direktwahl des Präsidenten verfolgt. Moderator Václav Moravec gab im Gespräch mit PZ-Redakteur Martin Nejezchleba zu, dass er vor einer Sendung noch nie so aufgeregt gewesen war. Neun Kandidaten diskutierten in der sogenannten Superdebatte über Automarken, Außenpolitik und ihre eigenen Schwächen.
Die direkte Präsidentschaftswahl ist mediales Neuland. Haben Sie sich, was Ablauf und Inhalt der „Superdebatte“ betrifft, etwas im Ausland oder bei anderen Sendeformaten abgeschaut?
Moravec: Die präsidiale Superdebatte am vergangenen Donnerstag war wohl die anstrengendste Sendung, an der ich jemals beteiligt war. Mit den Kollegen haben wir uns Dutzende Fernsehdebatten aus dem Ausland angesehen – von den USA bis Frankreich. Wir haben versucht, erfolgreiche Elemente auch in unsere Superdebatte einfließen zu lassen. Glauben Sie mir, eine Diskussion mit neun Teilnehmern ist nicht gerade das ideale Fernsehformat. Das hat sich auch im Ausland gezeigt.
Viele Leute haben sich darüber aufgeregt, dass recht viel Sendezeit der Frage gewidmet wurde, welche Automarken die jeweiligen Kandidaten gerne im präsidialen Fuhrpark hätten. Warum meinen Sie, dass diese Frage für die Wähler von Bedeutung ist?
Moravec: Ich glaube, dass dieser Aufreger das Ergebnis eines großen Missverständnisses ist. Beim Amt des Präsidenten geht es um Symbolwirkung. Richtig, in Tschechien tun wir uns mit Symbolen etwas schwer. Erinnern Sie sich doch bitte einmal daran, welche Empörung in den USA vergangenes Jahr der Fakt ausgelöst hat, dass die Kleidung des Olympia-Teams in China hergestellt wurde. Die Kandidaten haben in der Diskussion versucht, die Wähler davon zu überzeugen, wie sehr ihnen an der Nation, an deren Selbstbewusstsein und Tradition gelegen ist. Ich bleibe dabei: Das Thema war in der Präsidentschaftsdebatte angebracht – trotz all der öffentlichen Kritik. Die Antworten der Kandidaten hatten großen Aussagewert und haben die Ansichten jedes einzelnen offengelegt.
Sie hatten in verschiedenen Sendeformaten bereits mit allen Kandidaten debattiert. Welcher der Kandidaten war der unangenehmste Diskussionspartner?
Moravec: Nach all den Fernsehdiskussionen, die ich vor der ersten Runde der Präsidentschaftsdebatte absolviert habe, bin ich positiv überrascht, wie kultiviert und sachlich die Kandidaten ihre Argumente vorgetragen haben. Klar, langjährige politische Erfahrung geht mit rhetorischer Gewandtheit einher…
Meine Frage zielt auch weniger darauf ab, wer sich unkultiviert ausdrückt. Vielmehr geht es mir darum, wer – vielleicht gerade wegen der Erfahrung – am schlagfertigsten war, wer hat Ihnen am meisten Kraft geraubt?
Moravec: Beide Finalisten der Präsidentschaftswahl sind fähige Redner, bei denen ich als Moderator Vorsicht walten lasse. Miloš Zeman ist schlagfertig und versucht immer, unangenehme Fragen gegen den Fragenden zu wenden. Karel Schwarzenberg hingegen geht auf Fragen, die Kritik beinhalten, gar nicht ein, so als wären sie gar nicht an ihn gerichtet. Die Kürze der Antworten von Táňa Fischerová fordern Schnelligkeit und Aufmerksamkeit, als Moderator muss man schnell eine neue Frage parat haben. Auch Jiří Dienstbier ist ein geschickter Redner und hat sich immer wieder auf Streitgespräche mit Miloš Zeman eingelassen. Aber wie gesagt, ich bin positiv überrascht, wie kultiviert und sachlich diskutiert wurde.
„Wie 1938“
„Unterdurchschnittlich regiert“