Per Anhalter durch Mitteleuropa
In Český Krumlov wurden die Internationalen Meister im Trampen gekürt
7. 5. 2015 - Text: Corinna Anton
Von Danzig bis Český Krumlov sind es fast 1.000 Kilometer. Man kann die Strecke in etwa zehn Stunden schaffen, wenn man ein Auto hat. Oder sein Glück per Anhalter versuchen. Dann kann es lange dauern – oder fast so schnell gehen wie mit dem eigenen Wagen. Letzteres haben die Polen Lukasz Hetmanski und Katarzyna Kryczyková geschafft. Sie sind in 13 Stunden aus Nordpolen nach Südböhmen getrampt. Mit dieser Zeit haben sie die Internationale Meisterschaft im Trampen gewonnen, die dieses Jahr zum 18. Mal ausgetragen wurde.
Sieben Autos haben Hetmanski und Kryczyková auf ihrer Reise angehalten. Meistens standen sie nicht lange am Straßenrand. „Unsere längste Wartezeit betrug etwa 45 Minuten“, erzählt der frisch gekürte Tramp-Meister am Ziel. An einem solchen Wettbewerb hat der 27-Jährige vorher noch nie teilgenommen. Aber er ist schon weit ohne eigenes Auto gereist: „Ich bin zum Beispiel per Anhalter nach Venedig oder nach Rumänien gefahren.“
Am Freitag vergangener Woche hatten sich vormittags um 11 Uhr mehr als 80 Paare am Hafen in Danzig getroffen. Die Veranstalter rechneten damit, dass die besten frühestens am Samstagmorgen am Ziel eintreffen würden. Die Sieger waren aber schon kurz nach Mitternacht in Südböhmen. Sie hätten Glück gehabt, meint Hetmanski. Etwa 50 Kilometer vor der polnisch-tschechischen Grenze hielt ein Fahrer für sie an, der nach Linz unterwegs war: „Er hat uns bis nach Český Krumlov gebracht.“
Belohnt wurden die beiden Polen für ihre rasche Reise mit einem Pokal und einem Diplom. Der Preis sei für sie aber kein Anreiz gewesen, sondern die „interessanten Erfahrungen“, die sie beim Wettbewerb gemacht hätten, so die Gewinner. Hetmanski und Kryczyková machten sich nach der Preisverleihung wieder auf den Weg nach Polen – natürlich per Anhalter und ohne Zeitdruck: „Mal sehen, falls es schlecht läuft, dann machen wir einfach einen Stopp in Prag und verbringen dort ein bisschen Zeit.“
Die Internationale Meisterschaft im Trampen, die vom polnischen „Abenteuer-Klub“ organisiert werden, endeten zum ersten Mal in Český Krumlov. Die Trasse verläuft jedes Jahr anders. „Das ist vor allem eine Aktion für Studenten“, erklärt Karel Světnička, einer der Organisatoren in Tschechien. „Das Rennen findet immer Anfang Mai statt, wenn für die meisten das Semester endet und die Prüfungen noch nicht begonnen haben.“ Manchmal melden sich aber auch ältere Teilnehmer an, so Světnička: „Sie sehnen sich nach den Tramper-Jahren ihrer Jugend.“
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