„Die Sprache ist das größte Problem“
Jan Kalina von der Agentur MovetoPrague.com über seine Erfahrungen mit Expats
7. 5. 2015 - Text: Katharina WiegmannInterview: Katharina Wiegmann; Foto: movetoprague.com
Wer ist Ihr typischer Kunde?
Die meisten kommen aus den USA, Kanada oder der EU. Wir haben aber auch Klienten aus Russland sowie dem Nahen oder Fernen Osten. EU-Bürger kommen häufig beruflich bedingt nach Prag und arbeiten meist im IT-Sektor. Amerikaner und Kanadier beginnen oft als Englisch-Lehrer, weil sie auf diese Art am einfachsten an ein Visum kommen. Später suchen sie sich oft einen anderen Job.
Was sind die größten Herausforderungen für Neuankömmlinge in Tschechien? Welche Fragen und Probleme beschäftigen am meisten?
Für viele Expats ist natürlich die Sprache das größte Problem. Mit am wichtigsten ist für unsere Kunden auch das Einrichten eines Internetzugangs. Für Ausländer entstehen dabei manchmal Extrakosten, das enttäuscht viele. Leider, und das hat mich selbst sehr schockiert, hatten wir auch schon Probleme mit Rassismus von Seiten der Haus- und Wohnungsbesitzer, die uns in einigen Fällen direkt oder indirekt gesagt haben, dass sie keine farbigen Mieter in ihren Wohnungen haben wollen. Manche Leute haben auch unrealistische Erwartungen. So wollte ein Kunde einfach nicht verstehen, dass eine moderne, geräumige und komplett möblierte Wohnung im Zentrum nicht für 8.000 Kronen zu haben ist. Würde es so etwas geben, ich würde selbst einziehen!
Gibt es auch positive Überraschungen?
Eigentlich sind die meisten unserer Klienten positiv von Prag überrascht. Zum Beispiel ist es relativ einfach, im Internet Informationen über zu erwartende Kosten, das Visumsprozedere und andere notwendige Formalitäten zu finden. Auch den effizienten öffentlichen Nahverkehr wissen Migranten zu schätzen. Außerdem versuchen wir mit unserem Willkommenspaket möglichst viel Stress aus dem Neuanfang zu nehmen. So holen wir unsere Kunden vom Flughafen ab und haben uns vor ihrer Ankunft schon um eine tschechische Telefonnummer, ein Bankkonto, die Opencard und eine neue Wohnung gekümmert.
Haben Sie manchmal auch ungewöhnliche Anfragen?
Ständig! Ich könnte Hunderte nennen. Ein spanischer Kunde hatte zum Beispiel lediglich eine Bedingung für seine neue Wohnung: Der Boden musste sehr stabil sein. Er brachte einen „Floating Tank“ mit, eine Art Badewanne, die bis zu einer Tonne wiegen kann. Ein anderer benötigte ein Zimmer, dass sich komplett abdunkeln ließ – er war Fotograf. Neulich hatten wir einen amerikanischen Kunden, der wollte, dass wir ihm bei der Verlängerung seiner Aufenthaltsgenehmigung helfen und uns dabei zu absoluter Diskretion verpflichtete. Seine Frau durfte auf keinen Fall herausfinden, dass er Geld für etwas ausgibt, das er eigentlich auch alleine erledigen könnte.
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