Gute Absichten
Tschechien und Bayern vertiefen kulturelle Zusammenarbeit
7. 5. 2015 - Text: Katharina WiegmannText: Katharina Wiegmann; Foto: StMBW (Dean Batak)
Auch 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stellt die tschechisch-bayerische Geschichte die Nachbarn vor besondere Herausforderungen – die sich oft schon bei der Suche nach den richtigen Worten zeigen. Mit einer gemeinsamen Absichtserklärung für eine vertiefte kulturelle Zusammenarbeit der Länder machen Tschechien und Bayern nun einen weiteren Schritt aufeinander zu.
Von einer „Schicksalsgemeinschaft“ sprach der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) am vergangenen Montag in der bayerischen Repräsentanz in Prag. Dort unterzeichnete er mit seinem tschechischen Amtskollegen Daniel Herman (KDU-ČSL) das Dokument, das eine neue Basis für die Förderung von grenzüberschreitenden Kulturprojekten schafft: in Museen, Gedenkstätten, Galerien und Bibliotheken sowie in den Bereichen Theater, Oper, Tanz und Film. Unterstützt werden soll auch der Erfahrungsaustausch von Künstlern und Denkmalschützern und die Zusammenarbeit bei der Aufarbeitung historisch belasteter Themen wie der Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, die Herman als „Tragödie“ bezeichnete.
Ebenso sind gemeinsame Ausstellungsprojekte vorgesehen, zum Beispiel die für das Jahr 2016 geplante Schau über Kaiser Karl IV., die auf der tschechischen Seite von der Nationalgalerie organisiert wird und auf der anderen Seite der Grenze dem Haus der Bayerischen Geschichte sowie dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg anvertraut wurde. „Die Ausstellung wird unter anderem die Länder der Böhmischen Krone als einen bedeutenden Bestandteil der europäischen Politik und Kultur des 14. Jahrhunderts präsentieren und die engen Verbindungen zwischen den Territorien der heutigen Tschechischen Republik und des Freistaates Bayern zeigen“, so Minister Herman. Sein bayerischer Kollege erinnerte an die „historische“ Rede des ehemaligen tschechischen Ministerpräsidenten Petr Nečas im Bayerischen Landtag im Jahr 2013, in der dieser betont habe, dass das Finden der eigenen Identität ohne den jeweils anderen nicht möglich sei.
Spaenle wie Herman zeigten sich erfreut über die in den vergangenen Jahren erzielten Fortschritte in den Beziehungen der beiden Länder. „Wir wechselten von der offiziellen Ebene auf eine Arbeits- und schließlich eine Freundschaftsebene“, sagte der tschechische Kulturminister. Die neue Absichtserklärung unterstreiche diese Entwicklungen, solle dabei helfen, Kontakte zu festigen und ein Impuls für Initiativen sein. „Kulturpolitik bedeutet, etwas zu ermöglichen und etwas zu bewahren. Es ist bemerkenswert, wenn sich zwei Länder dieser Aufgabe gemeinsam annehmen“, so Spaenle.
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