Pfusch am Baudenkmal
Aufträge für Restauratoren werden oft an den billigsten Anbieter vergeben. Darunter leidet die Qualität
7. 5. 2015 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: Napugal
Gut und günstig ist schwierig – vor allem wenn es um aufwendige Arbeiten wie die Sanierung eines Denkmals geht. Im Zweifelsfall würden sich viele Investoren für die billigere Variante und auf Kosten der Qualität entscheiden, klagen nun tschechische Restauratoren. Sie kritisieren, dass die Gesetzeslage diese Praxis befördere. Ein Großteil der Restaurierungsarbeiten werde als Teil öffentlicher Aufträge ausgeschrieben, bei denen das Hauptkriterium der Preis sei.
Restauratoren, die ihre Kosten gewissenhaft berechnen und Wert auf Qualität legen, seien in Tschechien häufig im Nachteil, beschwert sich zum Beispiel Luboš Machačko, Vorsitzender der Denkmalschutz-Vereinigung Arte-fakt. Die Rolle der Experten bei der Erneuerung von Monumenten sei gesetzlich nicht definiert; daher sei es häufig allein dem Investor überlassen, ob er mit ihnen zusammenarbeitet. „Das Ergebnis ist eine geringe Qualität der Arbeiten, oder aber dass die ursprünglichen Ziele der Ausbesserung nicht erreicht werden“, sagt Machačko.
Auch die Architektenkammer weist darauf hin, dass bei Ausschreibungen häufig der Preis ausschlaggebend sei. Eine eigene Berufskammer für Restauratoren gibt es in Tschechien nicht, obwohl sie bereits seit zwei Jahrzehnten immer wieder gefordert wird. Bis heute ist in der Branche jedoch umstritten, ob eine solche Institution den Restauratoren helfen könnte – zu groß ist die Konkurrenz unter immer mehr Experten um immer weniger staatliche Mittel für die Sanierung von Denkmälern. Befürworter einer Kammer hoffen, dass diese über die Qualität von Projekten wachen und die Interessen der Restauratoren vertreten würde. Sie könnte auch Lizenzen für die Renovierung staatlicher Denkmäler vergeben, die derzeit das Kulturministerium erteilt.
Fehlende Kontrolle
Als Berufsverband besteht bisher die Restauratoren-Vereinigung (Asociace restaurátorů). Deren Vorsitzender Petr Kuthan, Leiter der Restaurierungsabteilung der Nationalgalerie in Prag, gehört zu den Fürsprechern einer Kammer: „Niemand kon-trolliert, was die Inhaber einer Lizenz machen“, prangert er das derzeitige System an. Seit Jahren kritisieren Branchenvertreter ihre Kollegen, die über eine Lizenz verfügen und Restaurierungen mit Hilfe unqualifizierter Arbeiter durchführen, um Kosten zu sparen. Befürworter einer Restauratoren-Kammer glauben, dass es bereits ausreichend Gesetze gebe. Das Problem sei aber, dass diese nicht eingehalten würden. Außerdem zeigten die Kontrollen, die von den zuständigen Behörden durchgeführt werden, kaum Wirkung.
„Wenn Qualitätsstandards nicht beachtet werden, dürfen Arbeiten nicht genehmigt und abgenommen werden. In der Praxis sieht es aber oft anders aus“, klagt auch Machačko. Eine Berufskammer lehnt er dennoch ab. Wenn diese berechtigt wäre, Lizenzen zu vergeben, würden Entscheidungen von einer kleinen Gruppe einzelner Personen getroffen, fürchtet er. Die Denkmalsanierung sollte deshalb seiner Meinung nach besser in der Hand des Staates bleiben. „Das Gesetz kann einen Investor nicht zwingen, Restauratoren aufgrund ihrer Qualität und Erfahrung auszuwählen. Im Gegenteil: Wenn es um Zuschüsse geht, ist das wichtigste Kriterium der Preis.“ An diesem Punkt müsste seiner Meinung nach angesetzt werden.
Machačko unterrichtet an der Fakultät für Restaurierung der Universität Pardubice. Diese hat ihren Sitz in Litomyšl und ist eine der beiden wichtigsten Ausbildungsstätten für Restauratoren in Tschechien.
Die zweite – und die mit der längeren Tradition – ist die Prager Akademie der Bildenden Künste (AVU), an der das Fach in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erstmals angeboten wurde. Für eine Kammer sprechen sich eher die Fachvertreter im Umfeld der Prager AVU aus, Gegenstimmen kommen hauptsächlich aus Litomyšl. Es gehe aber nicht um Rivalität oder um einen „Kampf der Konzepte“, meint Machačko. Zugleich weist er darauf hin, dass auch viele Absolventen der AVU den Vorschlag ablehnten. Sie hielten eine Kammer für ein „totalitäres Element, das den Berufszweig eher einschränke als ihm zu helfen“, so der Restaurator.
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